Der Brunnen wurde im Jahre 2010 vom Niederbayerischen Bildhauer Joseph Michael Neustifter in heller Bronze (knapp eine Tonne) als Unikat gegossen. Er steht in Beziehung zur Basilika und zur Klosteranlage und zeigt Szenen aus dem Leben des Niederaltaicher Mönches, Einsiedlers, Friedensvermittlers und Missionars St. Gunther sowie eine reiche christliche Symbolik.

Die Gewölberippen des Brunnens tragen Blätter des Ölbaums und weisen so hin auf den Gesalbten (Messias, Christus). Die vier Bögen umspannen Ost, West, Nord und Süd und symbolisieren so den Kosmos. Am Schnittpunkt der Bögen, am Höhepunkt, ist auf der Unterseite der Schlussstein mit dem Lamm Gottes als Siegel dargestellt, darüber die Taufe Jesu mit Johannes dem Täufer. Der Heilige Gunthers war ein großer Verehrer Johannes des Täufers, weshalb auch die Kirche in Rinchnach Johannes dem Täufer geweiht ist. An der Basis der Bögen sind Ösen angebracht zur Aufnahme von Fackeln, die in der Osternacht entzündet werden können.

Das vom Grundriss einer byzantinischen Taufkapelle inspirierte Becken ist ausgelegt mit Symbolen von Ähren und Trauben, mittig das Wasser als beleuchtete Quelle. Daneben, mit einem Steg verbunden, ist das Taufbecken mit den Zeichen Christi, dem Fisch sowie dem urchristlichen Akrostichon ICHTHYS, das für „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“ steht. Mit einem Kreuz wird die Verbindung zum Wasserbecken bei einer Taufe geschlossen und mit Wachs versiegelt.

Die vier Motive am Brunnen zeigen exemplarische Stationen aus dem Leben des Heiligen Gunther.

Im ersten Motiv (der Hauptansicht) ist der Rodungsmönch Gunther dargestellt wie er den Boden pflügt und dabei das Kreuz Christi trägt. Er öffnet das Land für die Botschaft des christlichen Glaubens. Dazu der Text: Denn dann sind sie wahrhaft Mönche, wenn sie von der Arbeit ihrer Hände leben.

Im zweiten Motiv (zur Basilika hin) ist Gunther als Mönch in seiner Klause dargestellt im Gebet zu Gott, umgeben von der wilden Natur dieser Landschaft. Seine Eremitenzellen befanden im Nordwald bei Lalling und später bei Frauenbrünnl/Rinchnach und schließlich bei Gutwasser in Tschechien. Text: Dem Gebet soll nichts vorgezogen werden (Benediktusregel 43,3).

Auf dem dritten Motiv (zum Garten hin) bittet Gunther voller Demut um Aufnahme im Kloster Niederaltaich (1006). Ein römischer Tempel im Hintergrund weist auf seine Wallfahrt nach Rom. Gunther stammte aus einer adeligen Familie in Thüringen und übergab seinen persönlichen Besitz dem Kloster Hersfeld für den Unterhalt des Klosters Göllingen. Er verließ das höfische Leben und neigte sich auf den Boden der Bescheidenheit. Text: So wollen wir dem Eigenwillen entsagen und die herrlichen Waffen des Gehorsams ergreifen, um dem waren König Christus zu folgen (Benediktusregel, Prolog 3).

Das vierte Motiv zeigt Gunther als Vermittler zwischen Ost und West, hier mit König Stephan von Ungarn und seiner Frau Gisela beim Unterzeichnen einer Urkunde. Als Reichsdiplomat und Missionar in ganz Europa reicht Gunther das Kreuz weiter, dargestellt mit Sternensymbolen des heutigen Europawappens, und wirkte in zahlreichen Klöstern: Im Kloster Göllingen war er Abt; das Kloster Rinchnach, das durch Kaiser Heinrich III. an Niederaltaich übergeben wurde, hat er 1012 mit gegründet; das Kloster Bakonybel in Ungarn hat er 1018 gegründet. Sein Leichnam wurde nach seinem Tod 1045 in das Kloster Brevnov in Prag überführt. Text: Vermittler von Ost und West.