Der heilige Mauritius war der Überlieferung nach Anführer der Thebaischen Legion, die aus Christen aus der Gegend um Theben in Ägypten bestand und Ende des 3. Jh. in Agaunum (dem heutigen St-Maurice im schweizerischen Kanton Wallis) stationiert war. Da sie sich weigerten, den römischen Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen, ließ Maximianus, der Mitregent Kaiser Diokletians, der zu jener Zeit in Octodurum (dem heutigen Martigny) weilte, jeden zehnten Mann hinrichten. Als die Legion dennoch standhaft blieb, wiederholte er dies so lange bis alle Krieger sowie die Offiziere Candidus, Innocentius, Exuperius, Constantinus und Vitalis ohne Gegenwehr den Märtyrertod auf sich genommen hatten. Ursus und Victor entkamen zunächst und wurden später in Solothurn gemartert.

Um das Jahr 380 ließ Bischof Theodor von Octodurum die Gebeine der Märtyrer erheben und darüber eine Kirche erbauen, die bald zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde – die Keimzelle der 515 gegründeten Abtei von St-Maurice. Von dort aus verbreitete sich die Verehrung des hl. Mauritius rasch über Burgund (dessen Patron er 888 wird) und das ganze Frankenreich bis ins (heutige) Italien, Deutschland, England, Spanien und Österreich.

Auch das Kloster Altach (so der alte Name Niederaltaichs) steht seit seiner Gründung 741 (oder 731) unter dem Patrozinium des hl. Mauritius und seiner Gefährten. Darin dürften sich enge Beziehungen zwischen Burgund und Baiern bzw. dem bairischen Herzogshaus im Frühmittelalter spiegeln, auf die mehrere Spuren hinweisen. Von Altach, dem ältesten Mauritius-Kloster im Land der Baiern, übernahmen eine Reihe anderer Kirchen im bayerisch-österreichischen Raum das Patrozinium.

Gefördert wurde die Mauritius-Verehrung besonders von den Herrschern und vom Adel, die in ihm das Vorbild heldenhafter Seelenhaltung und hingabebereiter Treue erblickten. Der Soldatenheilige Mauritius wurde bald zum allgemeinen Patron der Ritter. Das Mönchtum betonte in seiner Mauritius-Frömmigkeit die Gefolgstreue gegenüber Gott im geistlichen Kampf (militia Christi).

Im Laufe der Karolingerzeit wurde Mauritius zu einem der angesehensten Heiligen. Ihm waren einige Hauptklöster im Frankenreich geweiht. Kaiser Otto der Große, ein großer Verehrer des heiligen Mauritius, schrieb den Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld am 10. August 955 seiner Fürsprache zu und widmete ihm daher das im Jahre 937 gegründete Kloster in Magdeburg (und 967 auch das Erzbistum). Es sollte das führende Missionskloster in den Nordostmarken werden, so wie Altach es im Südosten war. An Weihnachten 960 nahm Otto in Regensburg von König Konrad III. von Burgund den „Leib des heiligen Mauritius und einiger seiner Gefährten“ entgegen und sandte die Reliquien sogleich ins Mauritiuskloster nach Magdeburg. Spätestens seit 965 ist Mauritius in den Urkunden als persönlicher Patron des Kaisers nachzuweisen. 962 bestätigte Papst Johannes XII. die Verehrung des Mauritius als Schutzpatron der Ottonen. Der heilige Mauritius galt schließlich als Schutzpatron aller Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und auch des Reichs selbst (auch unter den Saliern). Vom 12. Jh. an wurde der Kaiser in St. Peter am Mauritiusaltar gesalbt. Im 15. Jh. wurde Mauritius Patron von Ritterorden (z.B. Orden vom Goldenen Vlies). Im Ostseeraum wurde der Deutsche Ritterorden zum Träger der Mauritius-Verehrung.

Das Reichsschwert und die Heilige Lanze, Teile der Reichskleinodien, wurden ab dem Hochmittelalter ebenfalls auf den heiligen Mauritius zurückgeführt. Otto der Große führte die Mauritiuslanze siegreich in der Schlacht auf dem Lechfeld. Sie galt als einer der mächtigsten heiligen Gegenstände, da sie dem Träger Unbesiegbarkeit in der Schlacht garantiere.

Der Gedenktag des heiligen Mauritius und somit das Patroziniumsfest unserer Basilika wird am 22. September begangen.