Des Königs Siegeszeichen naht,
Das Kreuzgeheimnis leuchtet auf,
Da, der des Fleisches Schöpfer ist,
Im Fleische hängt am Galgenholz:

Durchbohrt mit Nägeln bis ins Mark,
Spannt er die Händ’ und Füße aus,
Erlösung wirkend gnadenhaft,
Geschlachtet hier als Opfertier;

Da er verwundet ward zudem
Durch einer Lanze grausig Stich:
Dass er von Schuld uns wasche rein
Strömt Wasser aus von ihm und Blut.

Erfüllt ist jetzt, was David sang
Im glaubwürdigen Psalmenlied,
Den Völkern kündend, dass nun Gott
Als König herrschen wird vom Holz.

Ein Baum, so edel, strahlend schön,
Geschmückt mit Purpur königlich,
Erwählt, dass würdig ist sein Stamm,
Solch heil’ge Glieder anzurührn,

An dessen Armen – Seligkeit! –
Der Lösepreis der Weltzeit hing.
Zur Waage wurd er dieses Leibs
Und trug der Hölle Beute fort.

Aroma strömt aus deinem Stamm,
Selbst Balsam übertrifft dein Duft,
Und überreich beglückt mit Frucht
Gibst du die Ehre dem Triumph.

Altar uns Opfer, seid gegrüßt,
Im Ruhm des Leidens, seid gegrüßt,
Da hier das Leben fand den Tod,
Im Tod das Leben gab zurück.


Im liturgischen Stundengebet wurde die 2. Strophe nicht rezipiert; die beiden letzten Strophen wurden durch folgende beiden ersetzt:

O Kreuz, in dieser Leidenszeit
Sei, einz’ge Hoffnung du, gegrüßt:
Was recht ist, mehr den Redlichen,
Verzeihung schenk’ den Schuldigen.

Dich, göttliche Dreieinigkeit,
Lobpreise alles, was da lebt,
Die Heil erfahren durch dein Kreuz,
Geleite du auch durch die Zeit.
Amen.

                                  Venantius Fortunatus, 6. Jahrhundert