Gestalttherapie heilt

- durch Würdigung: Das Problem, das einen Menschen in die Therapie geführt hat, ist häufig das Ergebnis von früheren Problemlösungsversuchen. Ein bestimmtes Verhalten, das sich jetzt als problematisch erweist, war in der Vergangenheit sinnvoll. Es war einst eine kreative Anpassungsleistung. Als solche verdient es Würdigung, auch wenn es heute nicht mehr angemessen, sondern eher hinderlich ist. Durch Würdigung seiner Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden, kann der Klient allmählich wieder Zugang zu dieser Kraft finden, die momentan blockiert ist.

- durch Nicht-Bewerten: Der Therapeut müht sich um eine nicht-wertende Haltung. Diese allein schon bewirkt, dass sich ein Mensch wieder öffnen kann. Der Klient wird nun seinerseits in der Sitzung dazu aufgefordert, das, was er gerade erlebt, zu beschreiben, ohne es zu bewerten oder zu interpretieren. Dahinter steht die Erfahrung, dass wir Menschen uns in der Regel nicht verändern, wenn wir uns angestrengt darum mühen. Wir sind ja nicht ohne Grund so wie wir sind. Sich mit aller Gewalt ändern zu wollen, ruft vielmehr innere Widerstände auf den Plan. In der Gestalttherapie gehen wir den umgekehrten Weg. Wir geben störenden Gefühlen, Körperwahrnehmungen, Gedanken und Impulsen Raum. Sie sind Teil von uns. Auf der Basis von Integration entsteht Veränderung von selbst.

- in der Begegnung: Ein Gestalttherapeut ist bestrebt, seinen Klienten als mündigen und gleichwertigen Partnern zu begegnen und sich unverstellt auf sie einzulassen. Eine solche Begegnung ist in unserer Gesellschaft im Grunde nicht vorgesehen. Das macht Menschen nach Ansicht der Gestalttherapie krank. Was letztlich heilend wirkt, ist die Begegnung von Mensch zu Mensch, vom Ich zum Du.