Geistliche Lektüre und exegetische Erschließung zentraler Abschnitte des Römerbriefs
Auch wenn die große Mehrheit orthodoxer, katholischer und evangelischer Christen nach immensen Dissensen um die Stellung der Heiligen Schrift (sola scriptura / Schrift und Tradition, um nur einige Schlagworte zu nennen) heute – ökumenisch-kurios – in weitgehender Abstinenz vereint scheint: Das stetige Lesen und sich Vertiefen in Gottes Wort ist „eigentlich“ essentiell für das christliche Leben. Diese halb schmunzelnd niedergeschriebene Bemerkung zeigt die Notwendigkeit, in unseren Glaubensgemeinschaften wie im persönlichen Alltag
- die Freude an der Bibel
- die Liebe zu Gott und seinem Wort und
- die Zugänge zu seiner lebenschaffenden Kraft immer wieder neu zu wecken.
Hier hat sich die Lectio Divina, die Geistliche Schriftlesung – entwickelt aus altkirchlichen Wurzeln in monastischen Kreisen der Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser – als fruchtbar erwiesen: im Wort Gottes das Herz Gottes zu erspüren. Eine Einführung in diese jahrhundertealte und aktuell vielfach wiederentdeckte Art der Schriftlesung und Meditation (der Begriff meditare kommt ursprünglich aus diesem Kontext!) steht am Anfang des Seminars. Damit können die Teilnehmenden in den folgenden Tagen erste Erfahrungen sammeln und die persönliche Übung jeweils am Morgen vertiefen.
Der Römerbrief gehört zu den Hauptschriften des Neuen Testaments. Mit diesem umfangsreichsten und tiefschürfendsten seiner Briefe will sich der hl. Paulus den römischen Christengemeinden vorstellen und seinen Besuch ankündigen. Bei Abfassung des Briefes sieht sich der Apostel an einem Wendepunkt: Seine Missionstätigkeit im Osten des römischen Reiches ist abgeschlossen, und er orientiert sich neu nach Spanien im Westen. Zugleich ist der Brief eine großangelegte Reflexion über das von ihm verkündigte Evangelium, das er in ein universales kosmisch-heilsgeschichtliches Drama zwischen Adam und Christus einzeichnet, wobei die Israel-Frage als eine Art Basso continuo mitläuft. Im Römerbrief entfaltet Paulus nicht nur seine Rechtfertigungs- und Versöhnungslehre, sondern legt dar, wie der einzelne sterbliche Mensch in das Christusgeschehen einbezogen wird und was ein Leben „in Christus“ und „im Geist“ bedeutet. Diese mystischen und sakramentalen Dimensionen wollen wir bei unserer Lektüre des Briefes besonders in den Blick nehmen.
Die inhaltlichen Einheiten (ca. 4 Std. am Tag, damit auch Zeit zur persönlichen Reflexion bleibt) verbinden exegetische Aufschlüsse, neueste Fach- und hermeneutische Erkenntnisse mit spirituellen Zugängen verschiedener Jahrhunderte und konfessioneller Prägungen. Denn „von der einen und von der anderen Seite (wurden) bestimmte Aspekte des offenbarten Mysteriums manchmal besser verstanden und deutlicher ins Licht gestellt, und zwar so, dass man (…) oft mehr von einer gegenseitigen Ergänzung als von einer Gegensätzlichkeit sprechen muss“ (II. Vatikanum, UR 17).
Schließlich soll auch der Bezug zur Liturgie betrachtet werden. Der Römerbrief wird ja in allen Traditionen am Osterfest und an signifikanten Zeiten im Kirchenjahr gelesen.
Einen besonderen Akzent erhält unsere Lektüre auch dadurch, dass wir den für die evangelische Theologie zentralen Römerbrief in einem katholischen Kloster mit Bezug auf die ostkirchliche Tradition bedenken und seine Anstöße in die Feier der Gottesdienste mitnehmen.
Einzelzimmer mit Nasszelle: € 596,-
Doppelzimmer mit Nasszelle: € 556,-
Preise pro Person für Unterbringung inkl. Vollpension von Mittwoch Abendessen bis Sonntag Mittagessen sowie Kursgebühr.