Von P. Johannes Hauck OSB  |  Übersicht und Navigation nach unten →

Im Anschluss an die monastische Bewegung ab dem 3. Jahrhundert, deren biblischem Samen entsprossene Ideale sich rasch in der gesamten Christenheit verbreiteten und viele Gottsuchende im gemeinsamen Streben über weite Distanzen, Kulturen und Gesellschaftsschichten hinweg verband, hat sich eine alle Dimensionen des Menschseins umfassende asketische Lebensweise der Christusnachfolge entwickelt: das Mönchtum und die Vielfalt der Orden.

Im Unterschied zur Ostkirche, wo der eine breite Traditionsstrom des Mönchtums je nach Gemeinschaft, Ort und Zeit konkretisiert wird, wurden die Lebensformen „gottgeweihten Lebens“ (lat. vita consecrata, im Kirchenrecht cann. 573-755 CIC) und die klösterlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche ab dem Mittelalter in ‚Orden‘ (lat. ordo: Ordnung, Stand) organisiert und im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche neue Orden mit den jeweiligen Herausforderungen entsprechenden Charismen und variierenden Schwerpunkten gegründet. Sie haben sich in Ordensregeln und Konstitutionen niedergeschlagen, auf die sich Ordensmitglieder durch Profess bzw. Gelübde lebenslang verpflichten, um ihrer freien Hingabe an Gott auf diese Weise Form und Verbindlichkeit zu verleihen. In den Kirchentümern der Reformation fand das Ordensleben de facto ein Ende, wurde aber im 20. Jh. mit der Gründung einzelner Kommunitäten wiederentdeckt.

Im Folgenden sollen geistliche Grundzüge und Entfaltungslinien des Mönchtums in den Konfessionen bis heute betrachtet werden mit Schlaglichtern auf Zeiten und Orte, wo die ökumenischen Bande besonders sichtbar oder aber deformiert wurden. – Denn nach wie vor üben die Scharen von Wüstenvätern und Ammas, Reklusinnen und Säulensteher, all die Mönche und Nonnen, mehr als nur Faszination aus. Wie stark musste ihre Sehnsucht sein, welch Entbehrungen und Kämpfe mussten sie erdulden für die kostbare Perle? Welch Trost, Kraft, Friede und Liebe in Gott mussten sie erfahren, dass sie in dieser heute so „unpopulär“ erscheinenden Lebensweise ausharrten? Und wie viel Potential birgt eine so brunnentiefe Beziehung zu Gott?! Wie nötig sind Mut und Unterscheidungsgabe zur Fokussierung auf das Wesentliche ...
 

Die Wurzeln des Mönchtums reichen zurück zu den Asketen(gruppen) in den frühchristlichen Gemeinden, die Christi Proklamation von Gottes Reich und überwältigender Liebe und seinen daraus folgenden radikalen Umkehrruf, verbunden mit der Loslösung von einer verweltlichten Welt, möglichst ungeteilt zu beherzigen suchten. Die sog. evangelischen Räte Armut, Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (Mt 19,12; 1 Kor 7,32-35) und Gehorsam (Phil 2,8; Joh 5,30) in Nachahmung Christi sind bis heute konstitutiv für das Mönchtum und bilden die drei zentralen Gelübde vieler Orden. Sie sollen – gerade durch den Verzicht auf exklusive Bindungen an Dinge/Besitz, Menschen und egoistischen Eigenwillen – in liebend-freier Hingabe zu einem „engelgleichen Leben“ für Gott und den Nächsten führen (bios angelikos, eine alte Umschreibung für das Mönchtum, gewissermaßen die Auferstehung antizipierend und prophetisches Zeichen für das anbrechende Gottesreich, vgl. Lk 20,34ff.). Herzschlag hierfür ist das Gebet. Zu dessen Vertiefung wurden u.a. Fasten, Wachen und die entschiedene Ausrichtung auf Christi Wiederkunft seit biblischer Zeit geübt (vgl. z.B. 2 Kor 6,4-7; Eph 6,10-18) – Pfeiler, worauf sich die christliche Askese entfaltete (askein: üben). Askese kann also gleichsam als „Seelen-Sport“ betrachtet werden, zur inneren Reinigung, Gesundheit und zu umfassender Harmonie von Seele, Geist und Leib (z.B. mittels Gebetshaltungen, Riten, Fasten). Kritisch adaptiert wurden dabei auch populäre Einflüsse zeitgenössischer Philosophie (Herrschaft über die Leidenschaften) und des (Spät)Judentums (Reinheit des endzeitlichen Gottesvolks). Aber auch das Vorbild asketischer Gruppen im Rahmen des Alten Testaments – Rechabiter (Jer 35), Prophetenschulen und -gemeinschaften (Samuels, bes. Elijas, Elischas bis zu Amos 2,11), Essener, Therapeuten – haben eine gewisse Rolle gespielt und insbesondere natürlich der Prophet, Vorläufer und Täufer des Herrn, Johannes, der zölibatär in der Wildnis lebte.

Athenagoras von Athen schreibt um 177 hinsichtlich des Jungfrauen-Stands bzw. der Asketen in christlichen Gemeinden (gleichsam nach dem Motto 'Schön leben statt nur schöne Sprüche'): "Da wir also Hoffnung auf ein ewiges Leben haben, so erstreckt sich unsere Weltverachtung selbst auf solche Genüsse, die nur in Vorstellungen bestehen. ... Indes kann man unter unseren Glaubensgenossen viele finden, Männer und Frauen, die alt werden, ohne zu heiraten, in der Hoffnung auf um so innigeren Verkehr mit Gott. Wenn das Verharren im jungfräulichen Stande beide Geschlechter Gott näher bringt, wenn schon ein Gedanke oder eine Begierde von ihm wegführt, so verabscheuen wir noch viel mehr die Vollbringung dessen, was wir uns nicht einmal zu denken erlauben. Denn nicht im Aussinnen schöner Sprüche besteht unser Leben, sondern in der Ausführung schöner Taten und in der Anleitung hiezu" (Apologie, 33).

Als die Gemeinden wuchsen, doch die ursprüngliche Entschiedenheit schwand (v.a. dann nach der Konstantinischen Wende), zogen sich ab dem 3. Jh. immer mehr Asketen zurück in die Einsamkeit und wurden Anachoreten (anachorein: sich zurückziehen), Einsiedler bzw. Eremiten (eremia/eremos: Einsamkeit, Öde, Wüste), eben Mönche (monachos: allein Lebender). Die Wüstenerfahrungen Israels sowie der Propheten Mose, Elija und Johannes des Vorläufers, aber auch Jesu 40-tägiges Fasten mit den Versuchungen in der Wüste warfen ein neues Licht auf den eigentlich lebensfeindlichen Ort als besonderen Erprobungs- und Begegnungsraum mit Gott (vgl. Hos 2,16ff).

In der äußerst wirkungsreichen Vita Antonii (um 360) werden die Anfänge der Bewegung exemplarisch greifbar. Als Initialimpuls für das Mönchtum erscheint hier das von Antonius bei der Evangeliumsverkündigung in der Liturgie existentiell gehörte Wort Christi von der Vollkommenheit in Nachfolge und Ausrichtung auf das Himmlische: "Wenn du vollkommen sein willst, geh hin, verkaufe alles, was dein ist, und gib den Erlös den Armen und folge mir, und du wirst einen Schatz im Himmel haben" (Mt 19,21). Unzählige Schriftzitate und -Paraphrasen in der Vita verdeutlichen, dass es im Grunde um ein entschiedenes Leben nach dem Evangelium geht – das Wort Gottes nicht nur hörend und theoretisch „wissend“, sondern konkret daraus lebend, es als Zentrum des Lebens möglichst unmittelbar in der Tat befolgend (Antonius verlässt gemäß der Vita nach dem Evangelium die Kirche und verschenkt augenblicklich den ererbten Besitz seiner kurz zuvor verstorbenen Eltern!) und selbst die innersten Sehnsüchte und Unzulänglichkeiten, alle eigenen Schwächen und Gaben von Gottes Wort und Gegenwart durchleuchten und durchlichten lassend. Die Nachfolge Christi versteht Antonius offensichtlich zunächst als Weg nach innen hin zur ungetrübten Gemeinschaft mit Gott (vgl. z.B. Joh 14f; 1 Kor 3,16), der ihn nach jahrzehntelanger asketischer Auseinandersetzung mit dem Bösen in der Einsamkeit der Wüste (die Schilderungen heftiger Dämonenkämpfe hat nicht zuletzt die Kunst der Jahrhunderte fasziniert) zu einem „gottbegeisterten“, im „Innern reinen“ Menschen der Seligpreisungen reifen lässt, durch den der Herr wirkt (eine ökumenisch tragfähige Beschreibung eines „Heiligen“ – alle Heiligkeit gründet in Gott). Nun hilft Antonius Unzähligen als Heiler von Krankheiten, Befreier vom Bösen, Tröster, Versöhner, Friedensstifter, Ratgeber und Lehrer. Seine Unterweisungen kreisen hauptsächlich um das große Thema der Unterscheidung der Geister.

Um solche charismatische Altväter bilden sich Gemeinschaften und ganze Einsiedlerkolonien mit z.T. hunderten von Mönchen. Man sang Gottes Lob, besuchte und half sich gegenseitig materiell und v.a. auf dem Weg der Gottsuche. Die Sammlung der Apophthegmata patrum birgt von Herzenskenntnis geprägte Weisheiten geistlicher Vaterschaft. Evagrius Ponticus (345-399) hat als erster mündlich überliefertes Erfahrungswissen ägyptischer „Gottesathleten“ schriftlich konzeptualisiert, wobei in sein umfangreiches Werk auch Ansätze seiner kappadokischen Lehrer, Basilius des Großen und Gregor des Theologen, sowie der streng asketischen Geistesgröße Origenes eingeflossen sind. In der sog. Acht-Laster-Lehre z.B. gibt Evagrius praktische Hilfestellungen für den geistlichen Kampf gegen die Wurzelsünden, hindernde Gedanken und Muster hin zur unerschütterlichen Leidenschaftslosigkeit (apatheia) in gotterfüllter Stille (hesychia) und reinem unablässigen Gebet (vgl. 1 Thess 5,17; Lk 18,1), gerade auch für die ganze Welt. Ein Mönch ist für Evagrius, „wer von allen getrennt und mit allen verbunden ist“ (orat., 124). Das Leben in Umkehr und Buße und der Kampf gegen das Böse im eigenen Herzen (militia Christi) werden nicht allein im Hinblick auf das eigene Heil geführt, sondern auch stellvertretend als Teil des Leibes Christi, der Kirche, und im Hinblick auf die Heiligung der Welt, also der Sorge um alle Menschen und die ganze Schöpfung, ja als Teil des bereits im Anbruch begriffenen endzeitlichen Kampfes. Nach der Zeit der Verfolgungen bis zum "roten/blutigen Martyrium" (martyrion: Zeugnis) für Christus möchten die Mönche ein lebenslanges „weißes/unblutiges Martyrium“ der Ganzhingabe geben und die Erwartung seines Kommens lebendig halten.

Pachomius, in trostloser Lage als für das römische Heer Zwangsrekrutierter von der Nächstenliebe uneigennützig helfender Christen zuinnerst getroffen, bringt dieses urchristliche Konstitutivum als kraftvollen Impuls ins Mönchtum ein: Noch in der Gefangenschaft betet der heidnisch aufgewachsene Pachomius zu dem ihm noch unbekannten Gott: Rette mich aus dieser Not und ich werde alle Tage meines Lebens dem Menschengeschlechte dienen.“ (Bohairische Vita, 7) Gleich nach seiner unerwarteten Entlassung aus dem Heer lässt er sich taufen, pflegt Kranke in der örtlichen Gemeinde, fühlt sich dann aber zum Mönchtum berufen; nach einer anachoretischen (Lehr-)Zeit bei einem Eremiten namens Palamon gründet er infolge wiederkehrender Visionen und mit dessen Segen schließlich Gemeinschaftsklöster nach dem Ideal urchristlicher Lebens- und Güter-Gemeinschaft (koinonia, Apg 4,32-37), in die tausende Mönche und Nonnen eintreten. Er verfasst als erster eine Regel als mittleres Richtmaß für alle – auch die Oberen – und wird so zum Begründer des Koinobitentums (koinos bios: gemeinsames Leben). Hierdurch sollte das monastische Leben leichter und für jedermann erreichbar sein, nicht zuletzt durch die maßvolle Bewahrung vor allerlei Gefahren der Anachorese (Willkür, Übersteigerung oder Nachlässigkeit). Gebet und Arbeit, Mahlzeiten und Wohnen sind gemeinsam geregelt im Klosterkomplex, mit hoher Mauer, die Schutz bietet und Zusammengehörigkeit zeigt. Die Heilige Schrift soll möglichst auswendiggelernt und ständig meditiert werden. Zur anachoretischen Tugend-Askese – wie Demut, Sanftmut (vgl. Mt 11,29), Schweigsamkeit (Mt 26,63), Geduld, Achtsamkeit etc. – kommt der tägliche Dienst am Nächsten hinzu.

Zu Pachomius Klosterverband zählten bei dessen Tod auch zwei Nonnenklöster unter der Leitung seiner Schwester Maria. Aus einsichtigen Gründen wurde von Frauen das Leben hinter schützenden Klostermauern bevorzugt, wenngleich es auch Eremitinnen gab. In den Apophthegmata kommen neben den 128 Abbas (geistbegabte Mönchs-Väter) auch drei Ammas (das weibliche Äquivalent) zu Wort: Sarrha, Theodora und Synkletika (ihr schlossen sich in der Einöde bei Alexandria viele Jungfrauen an). Dass einige Asketinnen sich als Männer bzw. Eunuchen kleideten – und in die innere Wüste gingen, wo dies manchmal erst nach ihrem Tod entdeckt wurde, wie bei den Heiligen Pelagia, Marina, Euphrosyne, Theodora, Anastasia –, wurde auf der Synode von Gangra um 340/341 eigens anathematisiert. Dies scheint jedoch nur wenig Eindruck gemacht zu haben. Selbst Kaiser Zenos († 491) Tocher Hilaria ging als "Mönch Hilarius" in die Wüste Sketis. Im Kloster der Amma Talida in Antinoë/Oase Fayum standen – nach Palladius – die Türen Tag und Nacht offen für Hilfsbedürftige, ohne dass die dortigen 60 Jungfrauen je von Einbrechern belästigt wurden oder ohne Erlaubnis das Kloster verlassen hätten. Rufinus berichtet von 20.000 Jungfrauen in Oxyrhynchus u.a.m.

Makrina (die Jüngere) war das älteste von zehn Kindern einer wohlhabenden kappadokischen „Familie von Heiligen“ – anerkanntermaßen ihre Eltern, ihre Großmutter Makrina die Ältere (Schülerin Bischof Gregors des Wundertäters), ihrer Brüder: die Bischöfe Basilius von Cäsarea, Gregor von Nyssa und Peter von Sebaste. Als Zwölf- oder Vierzehnjährige verlobt, entschied sich Makrina nach dem frühen Tod ihres Verlobten als gottgeweihte Jungfrau zu leben. Nach dem Tod des Vaters zog sie mit ihrer Mutter, der sie bei der Besitzverwaltung half, auf eines der Familien-Landgüter am Iris in Pontus und gewann diese um 352 für ein gemeinsames asketisches Leben. Den früheren Sklavinnen ihrer Familie gab sie die Freiheit und lud sie ein, als „Schwestern“ in klösterlichen Gemeinschaft zusammenzuleben, deren Leitung Makrina innehatte. Als „Lehrmeisterin“ übte sie maßgeblichen Einfluss auf ihre Brüder aus, die sie ja zum Teil erzogen hatte.

So gab auch Basilius seinen Stolz samt Rhetorkarriere auf und beschloss um 355, ein „philosophisches Leben“ zu führen, also Mönch zu werden. In der Antike wurde Philosophie ja nicht als bloßes abstrakt-spekulatives Denken aufgefasst, sondern als umfassende Lebensweisheit mit einer angemessenen, vom Geistigen bestimmten Lebensführung verbunden (Pythagoreer etwa lebten teils sehr asketisch, in den Schulen wie der Platonischen Akademie wurden auch rituelle Gebete verrichtet). Insofern christliche Asketen nun im Logos Jesus Christus und in der „Torheit des Kreuzes“ die wahre Weisheit erkannten, sahen sie sich als die wahren Philosophen. Unter der Ägide Bischof Eustathius von Sebaste, Gründergestalt des kleinasiatischen Mönchtums, sowie nach Pilger- und Lehrreisen zu Mönch(szentr)en Ägyptens, Palästinas, Syriens und Mesopotamiens gründete Basilius um 357 am anderen Ufer des Iris eine Brüdergemeinschaft, für die er zeitweise auch seinen Freund Gregor von Nazianz begeisterte. Neben Gebet und körperlicher Arbeit widmeten sie sich intensiver Bibellesung. Absolut auf der „(geistes-)wissenschaftlichen“ Höhe ihrer Zeit verbanden sie das asketische Leben mit dem Studium und der Pflege einer – nun christlichen – umfassenden Reflexion und Bildung (einschl. ausgewählter Klassiker als Propädeutik, vgl. Basilius Werk Mahnworte an die Jugend über den nützlichen Gebrauch der heidnischen Literatur). In ihrer Zurückgezogenheit stellten sie die sog. Regulae Morales (ēthiká) zusammen, deren Neubearbeitung (jud. u. fid.) 1.542 Verse des Neuen Testaments zu 80 Regeln gruppieren für alle Stände der Kirche – zu ihrer inneren Erneuerung. Die darauf aufbauenden Regelwerke des Basilius sind somit ganz aus der Bibelbetrachtung erwachsen und – wie so viele Klosterregeln – völlig durchsetzt mit Bibelzitaten und Anklängen, da sie im Grunde ja alle „nur“ ein konkretes Lebenskonzept auf dem Fundament der Heiligen Schrift skizzieren, der eigentlichen Regel.

Basilius lebte etwa fünf Jahre in seiner Mönchsgemeinschaft, 364 wurde er Presbyter und 370 vierzigjährig Erzbischof seiner Vaterstadt Caesarea. Als solcher war er auch für die Mönche seiner Metropolie Kappadokien verantwortlich, wo er sich als Förderer, Ordner, Reformer (gegen extrem-asketische oder theologische Abstrusitäten) und Verteidiger (auch vor dogmatischen Verdächtigungen) erweist (mit Ausstrahlung auf Kleinasien, Palästina, den Kaukasus). Sein bis heute grundlegendes Großes Asketikon (nach 373) beginnt Basilius mit den Ausführungen zum Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe, um das Gesamte vom Zentrum aus zu erfassen. Gegenüber dem Anachoretentum mit seinen Gefahren – die "schlimmste ist die der Selbstzufriedenheit", wenn "der Einsiedler niemanden hat, der sein Tun prüfen kann" – befürwortet Basilius entschieden das in die Großkirche integrierte koinobitische Ideal, zur Übung der Nächstenliebe, zum Austausch und zur Ergänzung der Charismen im Leibe Christi. "Ein Kampfplatz, ein sicherer Weg zum Fortschreiten, beständige Übung, Beachtung der Gebote des Herrn, das ist das gemeinsame Leben der Brüder! Zum Ziel hat es die Verherrlichung Gottes nach dem Gebot des Herrn ... (Mt 5,16)" (reg. fus. 7, 4, zit. n. Frank). Der hl. Nikon vom Schwarzen Berg (nördl. von Antiochien) bezeugt im 11. Jh. deren Autorität: „Die Väter erkennen keine andere Regel an als die der asketischen Schriften des hl. Basilius“ (zit. n. Spidlik, Handb. Ostk. 3, 25). Seine Gründung/en sind allerdings kaum über seinen Tod hinaus nachweisbar.

Die (Basilius fälschlich zugeschriebenen) Constitutiones asceticae betonen aufs Eindringlichste, dass allen alles gemeinsam sei: gemeinsam der Gott, gemeinsam das Handeln in Frömmigkeit, das Heil, die Wettkämpfe, die Schmerzen, die Siegeskränze; Menschen verschiedener Länder vereinen sich, dass „sie eine Seele in vielen Körpern zu haben scheinen und die vielen Körper sich als Organe eines Willens erweisen“ entsprechend dem Urzustand der Schöpfung; die Mönche „sind wahre Nachfolger des Heilands … eifern dem Leben der Engel nach und bewahren, wie diese, mit Genauigkeit die Gemeinschaft“ (18, 1f, zit. n. Nikolaou, VIOTh 3, 97f). Ein starkes Bild und Plädoyer für eine Ökumene der Herzen.

Ab der Mitte des 4. Jh. finden sich Mönche überall um das Mittelmeer. Mönchs-Protagonisten wie die Heiligen Antonius (251-356), Pachomius (um 291-346), Makarius (um 300-390), Basilius (um 330-379), Euthymius (376-473) – alle mit dem Beinamen „der Große“ –, im Westen Martin von Tours (um 316-397), Johannes Cassian (um 360–435; er gründet Klöster bei Marseille und überliefert bücherweise Tradition aus Ägypten und Palästina, wo er 15 Jahre "in der Lehre" war) und viele andere inspirieren durch ihr Leben und Wort Massen zur Nachfolge oder zu einem vertieften Christsein, gerade auch in den Städten. Beispielsweise spielte die Vita Antonii eine wichtige Rolle beim Bekehrungsprozess Augustinus (354-430), nachmals Bischof von Hippo, den die Lektüre erschütterte: „Ungelehrte stehen auf und reißen das Himmelreich an sich, und siehe da, wir mit unserer Gelehrsamkeit, wir wälzen uns in Fleisch und Blut herum!“ (Conf. 8,6-8). Pilger(gruppen) suchen bekannte Herzenskenner, prophetische Christus- und Geistträger, Therapeuten und Wundertäter auf mit Bitten um Rat und Weisung (Reiseberichte, z.B. Historia Lausiaca).

Zur Dynamik der monastischen Bewegung mögen Faktoren beigetragen haben wie grassierende wirtschaftliche Nöte, Steuerdruck oder drohender Militärdienst (aufgrund der Reformen Diokletians), denen man sich durch die Anachorese entziehen konnte. Aber sie allein vermögen das Phänomen nicht zu erklären. Bei vielen herrschte ein echtes Bedürfnis nach spiritueller Führung, Befreiung von Begierden und Ängsten, tieferem Sinn und Erfüllung anstatt der Leere vergänglicher Güter, kurz nach dem Auszug aus der egozentrischen Welt. Im Anklang an Johannes Sinaites († um 649, Klimax I 12) lassen sich drei (sich überlagernde) Hauptmotivkreise für das Mönchtum nennen:

  • Berührt von Gottes alles übersteigender Liebe (Schatz im Acker!) alles zurücklassen, sich vollkommen Gott hingeben und seiner Heiligkeit nachstreben (1 Petr 1,14-16; Lev 11,44f; 19,2; Mt 5,48; 1 Joh 3,3), um ganz in seinem Frieden und Dienst zu leben (theosis)
  • zur Erlangung der Tugenden und Erfüllung möglichst aller Gebote um des Lohnes des Himmelreiches willen
  • Umkehr (metanoia) und Buße in (freudeschimmernder) Trauer und asketischer Abtötung, um aller Sündenverhaftetheit zu sterben und mit Christus zum Leben aufzuerstehen, neugeboren zu werden.

Dies wurde als nichts Besonderes angesehen, sondern als angemessene Re-aktion auf Christi Heilswerk. Das Mönchtum entstand als "Laienbewegung", schlicht als „optimale Form“, um leichter, unabgelenkter, unzerstreuter evangeliumsgemäß leben zu können. Viele flohen vor kirchlichen Weihen. Johannes Chrysostomus († 407, er sprach sich für die Vereinbarkeit von Mönchtum und Priestertum aus) predigte ganz selbstverständlich die biblischen Weisungen für alle Christen: „wer in der Welt lebt, soll dem Mönch nichts voraus haben als nur, dass er mit einer Frau (verehelicht) zusammen wohnt; in dieser Beziehung findet er Nachsicht, in allen anderen Stücken hat er dieselbe Pflicht wie der zu erfüllen, der als Mönch lebt. Denn die Seligpreisungen Christi sind nicht für die Mönche allein gesprochen“ (in Hebr. hom., 7, 4).

Auch steinreiche aristokratische Witwen waren der Askese vereint mit Wohltätigkeit zugetan und unterstützten oder gründeten selbst Klöster, wie die Römerinnen Melania mit Rufinus auf dem Ölberg bei Jerusalem oder Paula mit Hieronymus in Betlehem. Als orientale lumen (Licht aus dem Osten) verfasste Rufinus die Historia monachorum und übersetzte u.a. die Regelwerke des Basilius ins Lateinische, Hieronymus die Regeln des Pachomius (beide lebten zuvor eine Zeitlang in Ägypten und als Einsiedler).

Das Heilige Land war aufgrund der zahlreichen Mönche und Pilger aus der ganzen Ökumene (zu verschiedenen Zeiten) ein spezieller Ort der Begegnung von Ost und West sowie Impulsgeber v.a. auch für die sich ausbildende Liturgie und das Kirchenjahr. Hierzu wie überhaupt zur Entstehung einer „Erinnerungslandschaft“ mit mind. 500 (gegen Ende der byz. Zeit archäologisch oder literarisch nachgewiesenen!) Kirchen und (teils großen) Klosteranlagen leisteten Mönche einen immensen Beitrag als "Heilige vor Ort“ für die Pilger, als „Identifizierer“ und Präger heiliger Stätten (durch ihre Spiritualität, Bauten etc.), als Führer und Überlieferer von (mitunter legendarischen) Berichten, als Hymnographen und Träger der dortigen Gottesdienste, Segnungen und Riten.

Generell gelangten lokale Mönchstraditionen durch neue Niederderlassungen sowie durch Austausch und Kontakte von Mönchen und Asketenkreisen auch über weite Entfernungen in andere Gegenden und neue Kontexte. So verbreitete sich das Mönchtum immer weiter.

Mit variierender Gewichtung der Brennpunkte ...

  • Gott & den Menschen dienen (Pachomius, Brief Nr. 3) bzw.
  • Contemplatio & actiotheoria & praxis (Betrachtung/Schau & Werk/Tätigkeit/Askese)
  • Ora & labora (& lege) – Gebet & Arbeit (& Lesung), vgl. bereits Vita Antonii 3,6f
  • Nachfolge Christi ad intra & ad extra
  • Gottes- & Nächsten-Liebe bzw. Gottes- & Liebes-Dienst

... entstand eine Vielfalt an Lebensformen:

  • Wüstenväter und -mütter, v.a. in Ägypten, Palästina und Syrien sowie
  • generell: eremitisches Leben vom Atlantik bis nach Mesopotamien in Steppen, Gebirgen, Wäldern, auf einsamen Inseln ...
  • Semi-Anachoreten in Lawren, zuerst in der Judäischen Wüste
  • Großklöster, z.B. des Pachomius, Schenute in Ägypten, des Honoratus († 430) in Lérins/Gallien
  • Kleine Brüder- bzw. Schwesterngemeinschaften auf Landgütern, z.B. Makrinas und Basilius in Kleinasien
  • Reklusen und Reklusinnen schlossen sich zwecks völlig zurückgezogener Konzentration aufs Gebet in ihrer Zelle (Kellion) ein
  • Wandermönchtum im Anschluss an die Wanderapostel – Askese der "Hauslosigkeit" bzw. Fremdlingschaft (xeniteia) in der Nachfolge Christi
  • Ephräm und Leontios v. Neapolis berichten von "Weidenden" od. "Grasfressern" (boskoi), evtl. Mönche, die durch Wüsten und Einöden irrten, jeden Kontakt mit der Welt mieden und sich von wilden Baumfrüchten und Kräutern ernährten; bei Evagrius Scholasticus (6. Jh.) scheinen damit (neben den Gemeinschaftsmönchen) generell die Einsiedler im syrisch-palästinischen Raum gemeint zu sein, die er von einer dritten, der höchsten Mönchsart unterscheidet, nämlich
  • "Verrückte" (paraphoroi): in der Leidenschaftslosigkeit so gefestigt, können sie gefahrlos in die Welt zurückkehren, wo sie indes Idioten spielen, um ihre Heiligkeit zu verbergen, die Idiotie der Welt aufzudecken und Menschen zum Heil zu helfen – also die Frühform der später auch ob ihrer Prophetengabe so geschätzten "Narren in Christo"; der hl. Symeon von Emesa hat nacheinander alle drei Stadien durchlebt und nach 29 Wüsten-Jahren zu seinem Gefährten gesagt: "Was nützt es uns noch, Bruder, in der Wüste zu verweilen? ... lass uns weggehen und auch andere retten! Denn hier können wir außer uns selbst niemandem nutzen und haben von niemandem Lohn" (Leont. N., v. Sym. 10)
  • Säulensteher predigten von ihrer kleinen Plattform ("öffentlich-gläserne" Extremaskese von Ortsbeständigkeit, Hitze wie Kälte ausgesetztem Unbehaustsein, Stehen bis ans Limit hoch oben "gen Himmel"), v.a. in Syrien; Simeon Stylites (um 390-459) z.B. zog Massen an
  • Dendriten (sic!) verzichteten sogar noch auf eine Säule und lebten in Baumkronen
  • Klerikergemeinschaften nach der Regel des Augustinus von Hippo
  • Akoimeten (Nicht-Schlafende) des Alexandros († um 430) zuerst am Euphrat, dann in Konstantinopel mit 24-stünd. Gebet in drei sich abwechselnden (Sprach)Gruppen (syr., griech., lat.), im Westen aufgenommen von Klöstern mit laus perennis
  • Basilika- und Stadtklöster (auch griechische z.B. in Rom, lateinische in Konstantinopel oder Alexandria), teil mit Seelsorge und Sozialwerken

→ nach oben — Übersicht und Navigation

Ein Apophthegma der syrischen Sammlung gibt (einen) Einblick in den Zusammenhang von asketischem Rückzug und apostolischer Mission. „Ein Bruder fragte einen Alten …: Was soll ich mit meinem Gedanken tun, der gegen mit kämpft? [nämlich:] Es ist vorzuziehen und auch nobler, in die Welt zu gehen, zu predigen und viele Leute zu bekehren und so den Aposteln zu gleichen. Der Alte sagte ihm: Wenn es in deinem Gewissen nichts gibt, was fehlerhaft ist bezüglich aller Gebote, wenn du auch gespürt hast, dass du im Hafen der Ruhe angelangt bist, und wenn du in deinem Gewissen keine Leidenschaft für etwas hast, dann geh. Wenn du aber alle diese Dinge zusammen nicht in dir hast, ist es ein Werk des Bösen, der dies eingibt, um dich aus deiner Unversehrtheit hinauszuwerfen“ (zit. n. Schweitzer, Apophthegmata III, 213). Der Gedanke, nach außen zu wirken, kann Berufung oder Versuchung sein. Zur Unterscheidung der Geister nennt der Altvater drei Punkte: selbstverständliches Halten der (in Fleisch und Blut übergegangenen) Gebote, Erfahrung der hesychia und Leidenschaftslosigkeit. Ohne sie besteht die Gefahr, sich zu verzetteln oder schlicht Abwechslung und Ansehen zu suchen, womöglich ohne anderen wirklich helfen zu können – eine Erfahrung, die der hl. Benedikt gemäß seiner Vita (dial. II 3, 5ff) machen musste. Insofern erscheint die Askese als Lazaret zur Gesundung und als Propädeutikum für ein umso fruchtbareres authentisches Wirken für das Himmelreich. Die Sorge für schwache, kranke Seelen (27,6) wird auch ein Hauptanliegen der Benediktsregel sein – mithilfe der „Arzneien der Göttlichen Schriften“ (28,3).

Immer wieder versuchten Bischöfe und Konzilien (und Kaiser), das Mönchtum in die Kirche einzugliedern und "Ordnung" in die Vielfalt zu bringen. So unterstellte Kanon 4 des Konzils von Chalkedon 451 alle Mönche einer Diözese, in Stadt und Land, dem Bischof und nennt als ihre Obliegenheiten einzig (monē) Fasten und Gebet in hesychia und Ortsbeständigkeit, ohne "lästig zu werden".

Tatsächlich scheinen manche begnadete Gottsucher anfangs mit voller Spannkraft und Nüchternheit ganz dem Gebet, dem eigentlichen und einzig notwendigen „Tun“ der Mönche, ergeben gewesen sein, um so die Dämonen in Schach zu halten und der Fülle der Geistesgaben gewürdigt zu werden – gleichsam „Engel auf Erden“, ganz Feuer und Flamme im Heiligen Geist; in äußerster Bedürfnislosigkeit, teils obdachlos in der Fremde lebend, galt ihnen jede andere Tätigkeit als Ablenkung, ja Versuchung (wegen der nicht ausbleibenden Sorgen, beim Handel etc.). Andere mit etwas weniger Spannkraft begannen, mehr das Äußerliche nachahmend als sich dem Inneren hingebend, auf öffentlichen Plätzen herumzulungern und die Menschen anzuschnorren … Da solche das Mönchtum in Verruf brachten, verfasste Augustinus auf Bitten des Bischofs von Karthago eine Schrift Über die Handarbeit der Mönche (um 401). Darin hält er den „arbeitsscheuen“ vagabundierenden Mönchen, die vorgeben alle Zeit für Gebet, Psalmengesang, fromme Lesung und Wort-Verkündigung zu benötigen, entgegen: Psalmen und Gebet lassen sich nach dem Vorbild der ägyptischen Mönche auch während der Arbeit verrichten; das Bibellesen indes nützt nichts, wenn man das Gelesene nicht umsetzt, nämlich von seiner Hände Arbeit zu leben wie die alttestamentlichen Patriarchen und der Apostel Paulus (1 Thes 2,9; 2 Thes 3,8.10; Apg 20,34f u.ö.). Sollten sie sich aber aufgrund eines falschen Schriftverständnisses z.B. darauf berufen, nach Mt 6,26 wie die Himmelsvögel zu leben, dann sollen sie auch keine Vorräte sammeln, nicht mahlen, backen etc. … und wenn sie dann auf den Feldern Fremder naschen gingen, rät Augustinus ihnen beißend ironisch, sollten sie doch Gott auch um Flügel bitten, damit der Feldwächter sie nicht fangen könne.

Dies Beispiel zeigt: Das Mönchtum mit seinen Idealen ist stets gefährdet von Missinterpretation und Selbsttäuschung – bis hin zu Fanatismus oder Dekadenz –, Fallen, vor denen demütige Selbsterkenntnis und redliche Aufmerksamkeit auf die eigenen Herzensregungen unter Anleitung und Begleitung geistlich Erfahrener eigentlich bewahren sollten. Wie jeder Lebensentwurf benötigt auch das Mönchtum realistische Erdung. Die Arbeit hat sich letztlich als konstitutives und diesem zuträgliches Element durchgesetzt: um niemandem zur Last zu fallen, die Unabhängigkeit zu wahren, sodann als Heilmittel gegen den Überdruss (acedia) und zur Bewährung in Geduld, Demut und Herzenseifer, und nicht zuletzt um Notleidenden, Armen, Pilgern helfen und Gastfreundschaft gewähren zu können. Cassian berichtet über die ägyptischen Mönchen: „Jeder in seiner Zelle, so arbeiten sie ohne Unterlass mit ihren Händen, ohne jedoch jemals von der Meditation der Psalmen und der anderen Schriften abzulassen; jeden Augenblick fügen sie Gebete und Orationen ein. So verbringen sie den ganzen Tag …“ (Inst. 3, 2). Denn in Ägypten gilt der seit alters von den Vätern aufgestellte Grundsatz: Ein arbeitender Mönch wird von einem (Arbeits-)Teufel gezwickt, ein arbeitsscheuer wird von zahllosen Dämonen überfallen (Inst. 10, 23).

„Das ganze Abzielen des Mönches und die ganze Vollkommenheit des Herzens geht auf die beständige und ununterbrochene Beharrlichkeit im Gebete und strebt, soweit das der menschlichen Gebrechlichkeit möglich ist, nach einer unbeweglichen Ruhe des Geistes und immerwährenden Reinheit. Um dies zu besitzen, suchen wir unermüdet sowohl die Mühe des Körpers als die Zerknirschung des Geistes und üben sie beständig, und es besteht zwischen beiden eine gewisse gegenseitige und untrennbare Verbindung“ (Coll 9,2). Cassian prägt für die anzustrebende Leidenschaftslosigkeit (apatheia) den biblischen Begriff Reinheit des Herzens, nach Mt 5,8 Voraussetzung für die Gottesschau bzw. ein kontemplatives Leben in ungetrübter Beziehung zu Gott, den man sodann in allem zu erblicken vermag, wie einst Adam im Paradies.

Den monastischen Lebensentwurf kann man in nuce auch in den ersten Apophthegmata der alphabetischen Sammlung skizziert sehen: Ein Engel zeigt dem hl. Antonius zur Rettung und zum Heil, Gebet und Arbeit rhythmisch abzuwechseln und zu verbinden (1); eine himmlische Stimme weist ihn an, auf sich selbst zu achten (anstatt über Gottes unergründliche Ratschlüsse nachzugrübeln, 2); und Antonius lehrt sodann, immer Gott vor Augen zu haben, sich in allem nach der Heiligen Schrift zu richten sowie nicht (schnell) vom einmal gewählten Ort wegzugehen (3). Es folgen Aussprüche zum Aushalten von Versuchungen und zum geistlichen Kampf mit Demut (7) und Unterscheidung der Geister (8) und der Grundsatz „vom Nächsten her kommen uns Leben und Tod: Gewinnen wir den Bruder, so gewinnen wir Gott. Geben wir dem Bruder Ärgernis, so sündigen wir gegen Christus“ (9). Die Parallelen zu den benediktinischen Säulen sind offensichtlich (s.u.): Gebet, Arbeit, Geistliche Lesung, gehorsam und achtsam unter den Augen Gottes (vgl. Vita Benedicti, dial. II 3, 5) den inneren Weg der conversatio gehen in brüderlicher Gemeinschaft und stabilitas (loci).

So sehr die Umstände, Lebensweisen und Umsetzungen auch differieren, verbindet doch ein gemeinsames Ideal und Streben. Mit wachsender Erfahrung und der Korrektur von Fehlformen (z.B. die problematischen Strömungen der Euchiten/Messalianer) kristallisierte sich ein geistlich-praktisches Fundament heraus, das das Mönchtum in Ost und West in der Tiefe verbindet, so gesehen – in Ausfaltung und Konzentration aufs Wesentliche, in Einheit und Vielfalt – eine eminent „ökumenische“ Bewegung (i.S.v. die Christenheit umspannend), die in vielen Regionen maßgeblich zur Christianisierung beigetragen hat (z.B. die sog. "13 Syrischen Väter" im 6. Jh. in Georgien, wobei das Mönchtum wohl schon im 5. Jh. aus Ponto-Kappadokien nach Ost-Georgien kam). Oft leisteten Klöster in Ost und West fruchtbare Aufbauarbeit bei der Vermittlung von Glauben, Fertigkeiten und Bildung als religiöse und kulturelle Zentren ihres Landes (z.B. in Irland).

Andererseits traten Mönche auch immer wieder streitbar und "handfest" für ihre "Überzeugungen" ein. So eskalierten z.B. 399 in der unterägyptischen Wüste (Sketis) die sog. origenistischen Streitigkeiten und ca. 300 als „häretische Origenisten“ verunglimpfte, meist "griechische" Theologen und gelehrte Mönche (darunter auch Johannes Cassian), die einer anthropomorphistischen Auslegung von Gen 1,26f widersprachen, wurden von koptischen Mönchen vertrieben. Kurz nach 450 wurde dann in der Einsiedlerkolonie der Kellia eine zweite Haupt-Kirche (am Sonntag feierte man eigentlich gemeinsam Gottesdienst) gebaut – aufgrund des monophysitischen Schismas.

Ziemlich "speziell" waren die Verhältnisse in Irland. Die Anfänge des dortigen Christentums (vor dem hl. Patrick im 5. Jh.) sowie zu vermutende Verbindungen des iro-schottischen zum ägyptischen und syrischen Mönchtum liegen im Dunkeln. Von den Wirren der Völkerwanderung nicht tangiert, erblühten die Klöster und bildeten unter der Leitung von Äbten oder Äbtissinnen (nicht von Bischöfen) ab dem 6. Jh. die kulturellen und religiösen Zentren des Landes. Auch Doppelklöster mit Mönchen und Nonnen konnten von einer Äbtissinnen geleitet werden, der dann auch der Bischof – ein Mönch des Klosters – unterstand. Keineswegs zimperlich in ideenreicher Askese, eifrig in Studium und Gebet wurde Irland zur „Insel der Heiligen und Gelehrten“. Pracht-Evangeliare (v.a. aus dem 7.-9. Jh.) lassen Einflüsse aus Byzanz vermuten. Die Bedeutung wanderfreudiger irischer Mönche für das Christentum und die Kultur im Abendland ist immens. Allein Gott vertrauend fuhren sie übers Meer, missionierten, gründeten Klöster (in zwei Wellen: die erste vom 6.-8. Jh., die zweite im 11. Jh.), überlieferten griechische und lateinische Texte, leiteten Palast- und andere Schulen (bekannt sind u.a. die Heiligen Columban von Luxeuil † 615 in Bobbio; Fridolin † 538; Gallus † 640 (?); Kilian, Kolonat und Totnan † um 689; Disibod † 700; Virgil † 784).

Generell dürfte der Einfluss griechischen Schrifttums, etwa die Übersetzung des Corpus Dionysiacum (um 500 wohl aus west-syrischem monastischem Kontext) unter Abt Hilduin von Saint-Denis zwischen 832 und 835 (vermutlich unter Mithilfe griechischer Mönche), auf die geistliche und mystische Tradition auch im Westen kaum zu überschätzen sein. Überhaupt hat das Mönchtum in Ost und West der Christenheit einen unerschöpflichen Schatz spiritueller Schriften geschenkt, der v.a. seit dem 20. Jh. wieder neu entdeckt wird und über Konfessionsgrenzen hinweg das geistliche Leben, die Theologie und die Ökumene immens befruchtet, indem er an die gemeinsame(n) Quelle(n) führt.

Auch wenn Klöster mitunter (durch Stiftungen oder schlicht gutes Wirtschaften in Arbeitsteilung) zu großem Reichtum kamen (auf dieser Basis waren Klöster nicht selten die einzigen sozial-helfenden "Institutionen" ihrer Zeit und Gesellschaft), blieb der monastische einfache Lebensstil der Einzelnen ein Gegenpol zum zunehmenden Reichtum der (Staats-)Kirche und war zu verschiedenen Zeiten Quelle von Re-formen und Erneuerung der Kirche – mit bleibendem „Heimweh nach der Urkirche“ (K.S. Frank).

→ nach oben — Übersicht und Navigation

Das ostkirchliche Mönchtum basiert nach wie vor schlicht auf der heiligen Überlieferung der Väter wie der biblisch tiefenimprägnierten Regelwerke des hl. Basilius, der Klimax des hl. Johannes vom Sinai und generell der Viten, Spruchsammlungen und Schriften der heiligen Mönchsväter. Die umfangreichen Gottesdienst-, Fasten- und andere Vorschriften regelt das „Typikon“. Alte Klöster hatten ihr eigenes; die beiden in den Kirchen des byzantinischen Ritus bis heute maßgeblichen Strömungen gehen zurück auf das Sabbas-Kloster bei Jerusalem und das Studios-Kloster in Konstantinopel (Basilius Regelwerke fortschreibend). Zu den gemeinsamen Gottesdiensten des kirchlichen Offiziums mit seinen prägenden Hymnen und Riten kommt die verrichtete individuelle Zellengebetsregel in der Stille nach Anweisung, Absprache und mit dem Segen des geistlichen Vaters. Zentral ist dabei oft das Jesusgebet, das tagsüber auch mit der Handarbeit verbunden wird. Mancherort gilt als tägliches Ideal: insgesamt acht Stunden Gebet, acht Stunden Arbeit und acht Stunden Erholung (Schlaf, Mahlzeiten etc.). Einzelne Klöster pflegen auch publizistische oder caritative Tätigkeiten (z.B. Elisabeth-Kloster in Minsk), wobei geschichtlich betrachtet die Klöster im Byzantinischen Reich hier nicht so "gefordert" waren (wie die mittelalterlichen Klöster im Westen), da der "christliche Staat" die Caritas wie auch das Bildungswesen organisierte. Die Aufnahme neuer Mönche und Nonnen vollzieht sich je nach Ortsbrauch stufenweise bis hin zur Mönchsweihe (also Noviziat, Rasophoria, Kleines und Großes Schima).

Klöster spielen eine wichtige Rolle als geistliche und liturgische Zentren. Auf dem Hl. Berg Athos, einer Mönchsrepubik in Griechenland, existieren die drei Hauptformen – 20 Großklöster, unzählige kleinere Gemeinschaften (Skiten und Kellien) verschiedener Nationalitäten sowie Einsiedler – nebeneinander. Fast 300 Jahre lang bestand dort übrigens auch ein Kloster „lateinischer“ Benediktiner von Amalfi. Über diese freundschaflichen Beziehungen fanden einige Passagen der Benediktsregel, z.B. aus Kap. 66 über den Pförtnerdienst, Aufnahme im Typikon des ersten Athos-Klosters, der Großen Lawra, gegr. um 965 vom hl. Athanasius. Erst 1287 wurde das inzwischen verwaiste Amalfitaner-Kloster an die Lawra übertragen, also über 230 Jahre nach dem sog. Schisma (1054, ein eher symbolisches Datum)! Berufungen in all diese Mönchs-Formen – Koinobien, Kellioten und Anachoreten – werden als Zeichen der „Gesundheit“ einer mit den verschiedenen Charismen gesegneten Kirche betrachtet.

In der Kiewer Rus‘ (altrussisches Großreich, Vorläufer der heutigen Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland) verbreitete sich das Mönchtum ab dem 11. Jh. v.a. durch die Heiligen Antonij und Feodosij. Antonij wurde Mönch auf den Athos und von dort nach einigen Jahren zurück in seine Heimat gesandt. Als Anachoret bezog er eine Höhle am Ufer des Dnepr, wo sich ihm zahlreiche Schüler anschlossen, darunter Feodosij, der als Begründer des russischen Koinobitentums gilt. Das an dem Ort entstandene Kiewer Höhlenkloster trägt ebenfalls den Ehrentitel Lawra, wie auch die vom hl. Sergij vom Radonež (1314-1394), dem geistigen Bollwerk gegen den Tatarensturm, gegründete Dreifaltigkeits-Sergijew-Lawra bei Moskau. Auch hier urteilt einer der namhaftesten Kenner, Igor Smolitsch: „Hinter den Mauern des alten russischen Klosters sind die Anfänge der russischen Kultur zu suchen. Außerhalb ihrer ist sie weder zu begreifen noch zu erklären. Unter dem Schutz der orthodoxen Kirche aufgewachsen, hat sie, nachdem sie das Kloster hinter sich gelassen hatte, auch späterhin bei ihrem Eintritt in das weltliche Leben ihre Herkunft nicht verleugnet.“

Im Laufe des von den Reformen Zar Peters geprägten 18. Jh. ging die Zahl der Klöster im Russischen Reich von 1.200 auf 387 zurück. Neuen Aufschwung brachte das Wirken v.a. zweier Heiliger: Tychon von Sadonsk (1724-1783) war als Bischof von Woronesch Zeuge des Evangeliums und Seelenhirte. 1768 zog er sich im Verlangen nach Stille in eine Einsiedelei zurück und und lebte die monastischen Grundlagen: Sehnsucht nach inniger Verbindung mit Gott und Verklärung/Vergöttlichung (theosis), Liebe zum leidenden Christus sowie Mitleid, innere Nähe, Anteilnahme und väterliche Zugewandtheit zu allen Menschen, besonders den Armen. Paisij Welitschkowskij (1722-1794) sodann studierte in der Kiewer Akademie, verbrachte lange Jahre der Suche auf dem Athos und formierte schließlich eine große mehrsprachige Gemeinschaft von etwa zehn Ethnien in der Moldau, die sich enorme Verdienste durch die Kompilation, Übersetzung und Verbreitung patristischer Texte erwarb. Als eine der Voraussetzungen für die Wahl des neuen Abtes legte Paisij fest, dieser solle, wie er, drei Sprachen beherrschen: Slawisch, Rumänisch und Griechisch. Seine multiethnische Bruderschaft hatte fast 50 Jahre lang Bestand mit einer immensen Ausstrahlung, auch in Bezug auf das Wie­der­aufleben des Jesusgebets und der geistlichen Vaterschaft (in den Spuren Nil Sorskijs) gerade innerhalb der koinobitischen Struktur – und nun auch bei Laien. Im 19. Jh. pilgerte „ganz Russland“, Intellektuelle wie Bauern, zu seinen Starzen wie dem hl. Serafim von Serafim von Sarov (1759-1833) und den berühmten Starzen der Optina-Einsiedelei/-Kloster.

Oft wurde das östliche Christentum generell als „mönchisch“ bezeichnet. Sicherlich hat das Mönchtum – idealiter und realiter – die Ostkirche geprägt, nicht allein weil die Bischöfe den Reihen der Mönche entstammen, sondern etwa durch die monastische Überformung der alten (Volks-)Kathedralliturgie, durch die berühmten Mönchs-Hymnographen und -Theologen – Johannes von Damaskus beispielsweise glänzte in beidem und er verhalf mit seinen Schriften zusammen mit Theodor Studites und vielen anderen Mönchen der so sehr für „die Orthodoxie“ stehenden Ikonenverehrung zum Durchbruch (gegen den Ikonoklasmus im 8./9. Jh.), durch unbeugsame Säulen von Mönchsbischöfen und Verfechter des Glaubens (z.B. hat die Aversion monastischer Kreise gegen die aufgrund der Sarazenengefahr stark politisch motivierten Unionen von Lyon 1274 und Ferrara/Florenz 1438–1445 maßgeblich zu deren Ablehnung beigetragen) und v.a. durch das leuchtende Vorbild heiligmäßiger Mönche – als Ideal gelebten Christseins im Grunde für alle, sodass es von nicht wenigen im Alter ergriffen wurde –, durch Beter und geistliche Väter (Starzen) und ein gewisses „asketisches Ethos“. Dies wurde im 19. Jh., wo asketische Selbstbeherrschung auch in anderen Konfessionen, z.B. bei Pietisten oder namhaften westlichen Denkern populär war, wieder stark betont, etwa von Gelehrten der Akademie in Sergijew Possad, aus Angst vor Überfremdung durch „protestantischen Mystizismus“. Jedenfalls betont die Heilige und Große Synode 2016 auf Kreta erneut die Askese „als Gegenpol zu Konsumorientierung“ (Enzyklika, Nr. 14). „Christliche Askese und die Übung der Selbstbeschränkung, welche den Menschen mit dem sakramentalen Leben der Kirche verbinden, betreffen nicht alleine das monastische Leben, sondern sind charakteristisch für das kirchliche Leben in all seinen Ausprägungen als ein sichtbares Zeugnis für die Gegenwart des eschatologischen Geistes im gesegneten Leben der Gläubigen.“ (Nr. 13)

In den russischen Gebieten konnte die orthodoxe Kirche und somit auch das Mönchtum unbeschadet der Ausbreitung des Islam weiterexistieren. Im Nahen Osten, in Kleinasien und Nord-Afrika samt Ägypten brachte die blitzartige islamische Invasion (die Christen waren durch Zerwürfnisse und dogmatischen Dissens um den Mia-/Monophysitismus geschwächt) ab dem 7. Jh. nach und nach den Niedergang unzähliger Klöster und Eremitensiedlungen (auch der ägyptischen Zentren). Nur eingeschränkt ließ sich die monastische Tradition weiterleben und -geben. Durch Emigration entstanden v.a. im 20. Jh. große Gemeinden und Klöster orientalischer Kirchen in Nordamerika und Westeuropa (z.B. syr.-orth. Kloster St. Jakob v. Sarug in Warburg, kopt. Kloster St. Antonius in Kröffelbach, in Brenkhausen) – eine Chance für die Ökumene vor Ort.

In Armenien, wohin das Mönchtum alten Aufzeichnungen gemäß durch „Grasesser“ (also Asketen) aus Kappadokien im Gefolge Gregor des Erleuchters († um 331) kam, konnten die Araber im 9. Jh. vertrieben werden und das Mönchtum (unter wechselnden Herrschaftsverhältnissen, z.B. dem Georgischen Königreich) bis zum 14. Jh. erblühen. Ab dem 14./15. Jh. hatten Klöster dort sowie im griechischen Raum und auf dem Balkan für etwa 400 Jahre Repressionen unter osmanischer Besatzung zu erdulden. Dabie waren die Klöster von großer Bedeutung für die Bewahrung und Überlieferung der griechischen sowie slawischer Sprachen und Kultur, angefangen beim Lesen-, (Ab-)Schreiben und Auswendiglernen in geheimen Klosterschulen. Auch bei der Entstehung der Nationalstaaten im 19. Jh. spielten Klöster mitunter eine wichtige Rolle als Identifikations- und Sammlungsorte.

Im 20. Jh. hatte das Mönchtum in Staaten mit kommunistischem Regime unter drakonischen Sanktionen, Enteignungen und Verfolgungen zu leiden. Das 1436 vom hl. Zosima auf einer Insel im nordrussischen Weißen Meer gegründete Solowezki-Kloster wurde 1923 in das erste Arbeitslager umfunktioniert und so zum Prototyp des sowjetischen Gulag-Systems. Auch in diesem Fall entstanden durch Emigration bedeutende Zentren russischer Tradition im Westen, die in der Vermittlung orthodoxer Theologie gerade auch in der ökumenischen Bewegung Bedeutendes leisteten. Die Russische Auslandskirche gründete auch ein Kloster in München. Nach der Wende blühte das monastische Leben in Russland, Rumänien etc. sogleich wieder auf, zurückgegebene Klöster wurden wiedereröffnet und saniert, neue errichtet, zahlreich traten junge Frauen und Männer ein – eine gewaltige Aufbauarbeit. 

Eine sagenhafte Renaissance erlebte die koptische Kirche seit den 1960er Jahren, wobei das Mönchtum zum Ferment der Erneuerung wurde. Charismatische Gestalten wie Papst Kyrill (1902-1971) oder der Abt des berühmten Makariusklosters Matta al Maskin (1919-2006) hatten unabhängig voneinander 1927 und 1948 das Mönchtum angenommen und sich sodann als Einsiedler zu Gebet und harter Askese zurückgezogen. Ihre Ausstrahlung führte zu einer Erweckungsbewegung, zur Wiederentdeckung der Kraft des Gebets, der Heiligen Schrift, der eigenen Tradition, kurz zur Wiederbelebung ihrer Kirche von ihren Ursprüngen her. Fast verfallene Wüstenklöster füllten sich wieder mit Mönchen und Nonnen und werden am „Wochenende“ als Wallfahrtsorte zu Gottesdienst und Gespräch von Gemeinde-Bussen angesteuert. Sonntagsschulen unterrichten die begeisterte Jugend von klein auf und vermitteln detaillierte Bibelkenntnisse z.B. mit Rätseln für die Kinder. Die Mönche leben auch in Klöstern teils idiorhythmisch, also „nach eigenem Rhythmus“ eremitisch mit Gemeinschaftselementen (z.B. Liturgie). Neben den traditionell kontemplativ lebenden Nonnen mit klosterinternen Arbeiten wurden "Diakonissenorden" (O. Meinardus) ins Leben gerufen, als erster 1965 die "Marientöchter" durch Metropolit Athanasius von Beni Suef, die die pachomianischen Verpflichtungen – Armut, Keuschheit, Gehorsam, Schweigen, Arbeit, koinobitische Gemeinschaft, Dienst am Nächsten – auch "nach außen" leben in Kliniken, Kindergärten, Altenheimen, Jugend-Erziehung, Gäste- und Tagungsbetrieb, Hauswirtschafts- und religiösen Kursen etc.

Einzigartige Bräuche haben sich im äthiopischen Christen- und Mönchtum entwickelt, etwa die Heiligung von Sonntag und Sabbat aufgrund eines erweiterterten Schriftkanons, liturgische Riten und "archaische Schritt-/Tanzformen". Von der Koptischen Kirche (ca. 16. Mio. Gläubige) offiziell erst 1956 in die Unabhängigkeit entlassen, zählt die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche (bis zu 45 Mio.) dennoch zu den ganz alten Kirchen (Frumentius wird als Bekehrer König Ezanas um 335 und erster Bischof von Aksum genannt – mit Armenien und Georgien eines der ältesten christlichen Reiche!) und war lange Zeiträume isoliert. Ihre Standhaftigkeit, ihr Leben und Überleben, aber auch ihre Ausbreitung verdankt sie ihrem Mönchtum. Dessen Anfänge gehen wohl auf syrische asketisch-hauslose Wander-Mönche miaphysitischen Glaubens zurück – traditionell waren es „neun Heilige“ –, die Ende 5./6. Jh. im Reich missionierten und Klöster gründeten. Um die Hauptstadt Aksum entstand ein Ring von Klöstern (auch zum Schutz vor Dämonen aus Wüste und Wald). Im Zuge einer Reformbewegung ab dem 13. Jh. (mit Rückbezug und Anklängen ans Judentum: Salomon- und Bundeslade-Tradition) gewann das Mönchtum noch mehr an Bedeutung als Träger und Vorkämpfer christlich-äthiopischer Kultur. Ein großer Einschnitt bedeutet die Machtübernahme des kommunistischen Derg-Regimes 1974. Heute sollen über 800 Klöster existieren: teils kaum zugängliche teils mit Pfarrkirchen verbundene, sowohl idiorhythmische Eremiten mit asketischen Höchstleistungen als auch strenge Koinobien, ganz kleine und sehr große Gemeinschaften mit hunderten Nonnen oder Mönchen. Bedeutender als schriftliche Regeln ist die tradierte Lebensform mit Gebet, Arbeit, eheloser Enthaltsamkeit, Ernährung durch Kräuter und Früchte in weißer oder einfarbiger Kleidung mit dem qob (spezieller Mönchs-/Nonnen-Hut).

→ nach oben — Übersicht und Navigation

Auch die Klöster im Westen folgten der jeweiligen Ortstradition, basierend meist auf mehreren Quellen. Diese Zeit der Mischregeln (zw. 4. und 7. Jh. sind ca. 30 bekannt, z.B. Columban-Regel, Vier-Väter-Regel) endete zu Anfang des 9. Jh.: Die Karolinger schieden die Kanoniker- von den Mönchs- und Nonnengemeinschaften und setzten jenen die Augustinusregel, letzteren die Benediktsregel (RB, um 540) zur Norm. zur Norm. Diese erwies sich als ausgesprochen ausgewogen und gut an verschiedene Orts- und Zeitumstände adaptierbar durch ihre Betonung der „maßvollen Unterscheidung“ (discretio) als „Mutter aller Tugenden“ (RB 64,18f). Manch zentrale Themenfelder streift die RB als quasi „selbstverständlich“ lediglich in Nebensätzen (z.B. inneres Gebet, Tränen der Ergriffenheit, Eucharistie) und verweist ausdrücklich auf die Tradition der Väter, namentlich Basilius und Cassian, also das mit dem östlichen Mönchtum gemeinsame Fundament, um so „unter der Führung des Evangeliums“ Gottes Wege zu gehen, „damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.“ (RB Prol. 21)

Die drei Mönchs-Gelübde Beständigkeit (stabilitas), klösterlicher Lebenswandel (conversatio morum, incl. persönlicher Armut und Keuschheit) und Gehorsam zielen auf innere Stabilität und Harmonie in hörender Ganzhingabe. Hierfür weist die RB auch den monastischen Kernvollzügen Gebet, (Hand-)Arbeit und (geistliche) Lesung – zur Hinordnung von Herz, Leib und Geist auf Gott – passend zuträgliche Zeiten zu.

Daneben tritt die Pflege der Wissenschaften (etwa nach Cassiodors Kloster-Konzept in Vivarium 554). Symbolisch hat man von der translatio studiorum gesprochen, da im Jahre 529 die Schließung der Platonischen Akademie in Athen durch Kaiser Justinian und die Gründung des „benediktinischen Mutterklosters“ auf dem Montecassino zeitlich just zusammenfielen. Nach und nach wurde das ursprünglich laikale Mönchtum klerikalisiert und etwa ab dem 11. Jh. (lateinisch betende) "Chormönche" und (handwerklich arbeitende) Laienbrüder unterschieden und (innerhalb des Klosters) getrennt. 

Gegen weltliche Einflussnahme, Verzweckung, Dekadenz oder auch übermäßige Intellektualisierung wandten sich verschiedene Reformbewegungen, wozu sich Klosterverbände bildeten (z.B. Cluny ab 910, Gorze ab 933). Dabei gingen aus den Benediktinern u.a. die Zisterzienser und (aus diesen wiederum die) Trappisten hervor. Sie bilden zusammen mit den Kartäusern, die im 11./12. Jh. an die semi-eremitischen Lawren mit strengem Schweigen anknüpften, die kontemplativ ausgerichteten „monastischen Orden“. Diese fungierten als Glaubens-, Christianisierungs-, Kultur-, Bildungs- und Innovationsträger (in Landwirtschaft, Handwerk, Medizin etc.) der mittelalterlichen Gesellschaft und verkörperten dabei doch nach wie vor eine Art "Gegenkultur", als die sie im spätantiken Christentum entstanden waren. In der Blüte des 14. Jahrhunderts zählte man scheinbar allein 37.000 Benediktiner, im 15. Jahrhundert nur noch knapp die Hälfte, zur Reformationszeit noch 5.000 (im Jahr 2020 weltweit rund 7.000 und etwa 12.000 Benediktinerinnen).

Die aus der asketischen Wanderpredigt horvorgegangen Gründungen der Gilbertiner in England (um 1130-1519) oder der Prämonstratenser 1121 (Chorherren auf der Grundlage der Augustinusregel) lebten teils – zu dieser Zeit generell nicht ungewöhnlich – in Doppelklösters von für Frauen und Männer getrennten Konventen. Von den Idealen der Zisterzienser beeinflusst und an der Benediktsregel orientiert, verbinden die Prämonstratenser von Anfang an kontemplatives Leben mit Seelsorge nach außen (vita mixta) – was schon Papst Gregor der Große († 604) befürwortet hat.

Von "Orden" als nach ihren jeweiligen verbindlichen Consuetudines mehr oder weniger "organisierte Verbände geistlischer Gemeinschaften" innerhalb der katholischen Kirche lässt sich also erst ab dem hohen Mittelalter sprechen.

Lebendige Ost-West-Beziehungen bis ins 13. Jh.

In Süditalien, ehem. Kolonie des alten „Großgriechenland“, wo einzelne Gebiete (nicht unbedingt zur Freude Roms) bis ins 11. Jh. Konstantinopel unterstanden, herrschte ein Neben-, Mit- und Ineinander von griechischer und lateinischer Kultur und ebenso in Ritus, Kanonistik und Mönchtum. Ein „fast pneumatischer Zug“ ließ Fragen der Jurisdiktion hier oft in den Hintergrund treten. „Nie hören wir, daß die heiligen Mysterien als solche umkämpft wurden.“ (Michel, Ostk. Stud. 1952, 154)

Papst Zacharias (741-752), der letzte Grieche auf Petri Kathedra, übersetzte die Dialoge seines Vorgängers Gregor des Großen (590-604) ins Griechische, sodass die Vita Benedicti auch im Osten bekannt und geschätzt wurde. Dort wird Benedikts Gedächtnis am 14. März mit einem eigenen Offizium begangen, den Kanon verfasste Joseph der Hymnograph († 886). Patriach Photios von Konstantinopel betonte 870 den "außerordentlichen Nutzen" der Dialoge zum "allgemeinen Gewinn für den ganzen Erdkreis" (PG 104, 100A). Beim hl. Gregorios Palamas († 1359) errgete besonders die am Ende der Vita geschilderte Vision Benedikts Aufmerksamkeit: "Die ganze Welt wurde ihm vor Augen geführt, wie in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt." (Dial. II, 35) Dieser Bericht von einem völlig ins Gebet vertieften Mönch, dem Gott die Schau der ganzen, nicht nur der sinnenschwer vor Augen liegenden Welt eröffnet hatte, entsprach ganz dem Ideal der byzantinischen Hesychasten. So erweist sich der hl. Benedikt selbst als Brücke(nbauer) zwischen Ost und West – bis heute in beide Richtungen begehbar.

Bereits und besonders in der Phase orientalischer Päpste im 7./8. Jh. waren nicht wenige orientalische Mönche und Künstler in Rom zu Gange, sie schufen z.B. um 706 im (alten!) Petersdom ein sehr schönes Oratorium der Gottesmutter mit Mosaiken.

Angesichts der zunehmenden Sarazenen-Gefahr flohen viele griechische Mönche aus Kalabrien nach Norden, z.B. nach Rom, oder auf den Athos (wo es auch kalabrische Klöster gab), was den Austausch intensivierte und die Mönche verband. Der hoch angesehene kalabrische Mönch Nilus von Rossano (ein Zentrum griech. Mönchtums) wurde mit seinen 60 Gefährten auf dem Weg nach Norden um 960 in Montecassino so ehrenvoll empfangen, „als sei der hl. Benedikt selbst von den Toten auferstanden“ (Vita S. Nili, PG 120) und man feierte griechischen Gottesdienst in der Benedikts-Basilika. Als unter Manso, Abt von 986-996, die Sitten in Montecassino verfielen, verließ der davon wenig begeisterte Mönch Johannes (von Benevent) die Abtei, ging nach Jerusalem, blieb sechs Jahre am Sinai, schloss sich dann der Gruppe lateinischer Mönche auf dem Athos an, die dem hl. Athanasius Athonites freundschaftlich verbunden waren (und ihm wohl die RB nahegebracht haben), und wurde schließlich selbst Abt von Montecassino. Einer seiner Nachfolger ist übrigens der aus Niederaltaich stammende Richer (Abt 1038-1055) – genau zu der Zeit, als die Begegnung mit byzantinischem Kunstschaffen die cassinesische Kunst zu einem Höhepunkt führte, v.a. unter Abt Desiderius (1058-1087). Um 1070 beauftragte man dort griechische Künstler zur Ausschmückung der Abteikirche nach griechischen Vorbildern, wie überhaupt zahlreiche Kunstschätze aus Montecassino (z.B. Miniaturen, Email- und Goldarbeiten) und der ganzen Region byzantinischer Machart sind oder byzantinische Einflüsse aufweisen. Süditalien war diesbezüglich ein Schmelztiegel.

Papst Benedikt VII. übergab 977 dem mit einer Gruppe griechischer Mönche nach Rom geflohenen Metropoliten Sergius von Damaskus das Kloster St. Bonifatius. Unter seinem Abbatiat wurde es zu einem Kloster mit zwei Riten – die griechischen Mönchs folgten ihrem byzantinischen Ritus und die dortigen Benediktiner weiterhin dem lateinischen – und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten der Stadt. Zum zweiten Klosterpatron wurde damals der hl. Alexius erhoben (so bis heute Kirche Santi Bonifacio e Alessio). Seinen eindrücklichen Viten (5./10. Jh.) zufolge verließ Alexius Rom kurz nach (bzw. vor?) seiner Hochzeit und lebte in Edessa als Einsiedler. Nach Rom zurückgekehrt hauste er nach späteren Berichten bis zu seinem Tod um 430 unerkannt als Bettler unter der Treppe seines Elternhauses und ließ sich vom Gesinde schikanieren.

Die wenigen Beispiele sollen genügen, um die engen Verbindungen zwischen griechischem und lateinischem Mönchtum (und Kirchentum generell) zu illustrieren, die dann durch den entgleisten IV. Kreuzzug mit der unsäglichen Plünderung Konstantinopels (gegen den ausdrücklichen Einspruch des Papstes!) durch irregeleitete „Lateiner“ (v.a. Vanezianer nach jahrelangen Rivalitäten und beidseitigen Feindseligkeiten) im Jahre 1204 und dessen Folgen (lat. Kaiserreich und Latinisierungsversuch der griech. Liturgie) schwer beschädigt und immer spärlicher wurden.

Eine dieser bleibenden Verbindungen: Der hl. Nilus gründete in seinem Todesjahr 1004 etwa 20 Kilometer südlich von Rom das Kloster Santa Maria di Grottaferrata, das nach wie vor unter römischer Jurisdiktion existiert und die Gottesdienste (ein stückweit latinisiert) nach dem (italo-)byzantinischen Ritus feiert. Heute gehört die Territorialabtei zur Italo-albanischen Ritus-Kirche (insg. ca. 62.000 Gläubige), die 1784 für die im 15. Jh. nach Italien geflüchteten Albaner und zum Erhalt deren byzantinischer Ritustradition (die nicht latinisiert werden sollte) ins Leben gerufen wurde.

Sie ist eine der insgesamt 23 katholischen Ostkirchen: Teilkirchen verschiedener Ritusfamilien, die zu unterschiedlichen Zeiten (zuerst 1182 die Maroniten mit heute 3,4 Mio. Gläubigen) mit Rom in Union getreten sind (daher „Unierte“). Auch hier entstanden eigene Orden: Zu „Basilianern“ wurden die Klöster und Mönche mit byzantinischem Ritus, die unter römischer Jurisdiktion v.a. in Süditalien weiterexistierten, zusammengefasst (der erste Kardinalprotektor Bessarion stellte Mitte 15. Jh. eine Ordensregel zusammen). Heute umfasst der Basilianer-Orden mehrere Zweige und sowohl byzantinische als auch lateinische Gemeinschaften. Der Studiten-Orden wurde Anfang des 20. Jh. von Metropolit Andrej Scheptyzkyj (1865-1944) in der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche gegründet, um entgegen der starken Latinisierung (auch der dortigen Basilianer) die ursprüngliche ostkirchliche Mönchsüberlieferung in Orientierung am Studios-Typikon und den kirchenslawischen Traditionen wiederzubeleben. Orden orientalischer Ritusfamilien nannten sich nach dem hl. Mönchsvater Antonius: Armenische Atonianer, Chaldäische Antonianer, Syrische Antonianer, Äthiopische Antonianer. Die Maronitischen Antonianer wurden 1700 gegründet, ursprünglich monastisch-kontemplativ sind die ca. 174 Mitglieder heute aktiv in der Seelsorge sowie in Ökumene und interreligiösem Dialog. Sie gingen aus dem 1694 entstandenen Libanesischen Maronitischen Orden hervor (Mariamita ca. 130 Mitgl., Baladiten ca. 370 Mitgl.), dem auch der 1977 heiliggesprochene, weit über den Libanon hinaus verehrte Eremit und Wundertäter Scharbel Machluf (1828-1898) angehörte. Die weiblichen Zweige der (Libanesisch-)Maronitischen Antonianerinnen leben teils kontemplativ, teils tätig in Erziehung und sozial-karitativ.

Mit der Geschichte der Unionen verbinden sich bis heute bleibende Brücken aber auch trennende Wunden.

Ritterorden – eine Sonderform mit medizinisch-sozialem Engagement

Gegen Ende des 11. Jh. erreichten die römische Kirche Hilferufe aus Byzanz zwecks militärischer Unterstützung gegen muslimische Einfälle, was nach Papst Urbans II. Aufruf 1095 schließlich zum Ersten Kreuzzug führte, ursprünglich zur Unterstützung des Byzantinischen Reiches gegen die Seldschuken geplant endete er 1099 mit der Einnahme Jerusalems. Um 1119 bot eine Gruppe von Rittern an, Pilger (z.B. auf dem Weg zwischen Jerusalem und der Küste) zu schützen, und legte vor dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam ab. Als Quartier wurde ihnen der sog. Tempel Salomos überlassenen, weshalb sie sich Tempelritter nannten. Die neue Verbindung von asketischem Mönchtum und christlichem Rittertum stieß vielfach auf Kritik, wurde aber von Bernhard von Clairvaux verteidigt (De milites Christi, um 1128) und erlangte schließlich 1129 auf der Synode von Troyes die Approbation als Orden (eine Regel auf benediktinischer Basis wurde ausgearbeitet) – mit bald großem Zulauf, Einfluss und Macht wegen zahlreicher Schenkungen.

Auch die im 11. Jahrhundert noch vor dem Kreuzzug gegründete Gemeinschaft am Jerusalemer Johannes-Hospital, die Johanniter, erhielten nun Zuwendungen und Häuser im gesamten lateinischen Westen, wurden im 12. Jahrhundert langsam militarisiert und in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt zum Schutz und zur Hilfe für Heilig-Land-Pilger mit Gründung zahlreicher Hospitäler und Hospize. Die Johanniter/der Malteserorden ist heute ein souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt mit diplomatischen Beziehungen zu über 100 Staaten, aktiv in 120 Ländern mit medizinischer, sozialer und humanitärer Arbeit für Menschen in Not. Nichtkatholische Zweige, die in der Tradition des vorreformatorischen Jerusalemer Ordens stehen, schlossen sich 1961 zur Allianz der Orden vom Hl. Johannes von Jerusalem (Johanniter) zusammen. Die Mitglieder verpflichten sich, für den Glauben einzutreten und zum Einsatz für Kranke und Hilfsbedürftige, nicht aber zu Gelübden im engeren Sinn.

Der Deutsche Orden bildete sich nach dem Dritten Kreuzzug (1189-1192) ebenfalls aus einer karitativen Hospitalgemeinschaft (Wurzeln Mitte des 12. Jh.) und ist bekannt für seinen ab Ende des 13. Jahrhunderts im Baltikum begründeten Deutschordensstaat.

Beim IV. Kreuzzug waren die Ritterorden nicht Drahtzieher, stellten aber Kontingente. Die Johanniter eroberten 1309 das schwach geschützte byzantinische Rhodos, ab 1530 war Malta Hauptsitz des Ordens, das den Maltesern (daher der neue Ordensname) von Kaiser Karl V. übertragen worden war.

In der Vermischung mit Macht und Profitinteressen besteht allseits die Gefahr, im „Eifer des Gefechts“ anstatt christlicher Verständigung doch das Eigene zu suchen und durchsetzen zu wollen – „das Lateinische“ gegen Byzantiner, „das Byzantinische“ gegen (monophysitische) Armenier, Syrer etc. etc. – weit davon entfernt, hier eines mit dem anderen vergleichen oder gar aufwägen zu wollen!!! Der (über)mächtige Templerorden wurde schließlich 1312 auf dem Konzil von Vienne offiziell aufgelöst, was bezüglich der Motivation und der Art des Vorgehens ebenfalls zu den ganz dunklen Kapiteln der Kirchengeschichte zu rechnen ist.

Bettelorden

Als Antwort auf Gottes Ruf in den Nöten und Zeichen der Zeit bildeten sich weitere Orden mit entsprechenden Schwerpunkten in Gebet und Tätigkeit. Die Bettelorden reagierten im 13. Jahrhundert auf soziale und gesellschaftliche Umbrüche und Spannungen in den wachsenden Städten. Arm unter dem Volk leisteten diese neuen Gemeinschaften Hilfe, predigten und organisierten Volksmissionen – die Franziskaner eher in Verbindung mit Seelsorge, die Dominikaner mit theologischer Wissenschaft und Katechese (auch gegen „Häresien“ wie die der Katharer, später einbezogen in die päpstliche Inquisition, die anfangs die Errungenschaft geordneter Verfahren brachte, dann aber z.T. in Willkür ausartete). Als orts- und besitz-unabhängige Personalverbände werden sie zu Trägern gesamtkirchlicher apostolischer Tätigkeiten in päpstlichem Auftrag (die so von den alten Orden und dem Diözesanklerus nicht übernommen werden konnten). Auch die Karmeliten (gegr. im 12. Jh. als Eremitenorden) und die Augustiner-Eremiten sind stark seelsorgerisch ausgerichtet. Die Mercedarier (frühes 13. Jahrhundert) wiederum sammelten Spenden zum Freikauf von in (Kriegs-)Gefangenschaft und Sklaverei im Orient geratene Christen (heute Schulen und Projekte gegen "neue Formen von Sklaverei“).

Neue Orden entstanden nun also nicht mehr primär als Reformen des ordo monasticus bzw. canonicus, sondern zur Reform des christlichen Lebens (vita apostolica/evangelica) bzw. infolge einer gewissen "Funktionalisierung" der vita religiosa. Das Zweite Konzil von Lyon 1274 gebietet weiteren Ordensgründungen (vorübergehend) Einhalt.

Weibliche Zweige werden als sog. II. Orden angeschlossen, das „Semireligiosentum“ männlicher und besonders weiblicher Laien durch die Errichtung sog. III. Orden (Terziaren) organisiert – bruderschaftsähnlich in der Welt oder „reguliert“ in klösterlicher Gemeinschaft. Die Karmelitinnen (15. Jh.) leben wie die Klarissen (13. Jh.) kontemplativ in strenger Klausur. Überhaupt änderte im Mittelalter nicht nur das Auftreten neuer Orden die religiöse Landkarte, sondern auch die religiöse Frauenbewegung und der starke Zuwachs an weiblichen Gemeinschaften, auch in den monastischen Orden und natürlich in den klosterähnlichen Beginen-Höfen asketischer Andacht, die zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert blühten (mittelalterliche Frauenmystik).

Die Franziskaner teilten sich 1517 in die Observanten und die Konventualen. Ersteren ist bis heute die Betreuung der Pilgerstätten im Hl. Land anvertraut, wo es auf so engem Raum immer wieder Reibungspunkte zwischen den Konfessionen gibt, aber jüngst auch mehr pragmatische Zusammenarbeit. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kamen als dritter franzikanischer Zweig die Kapuziner hinzu, die mit der Predigt ein Leben in kleinen Einsiedeleien abseits der Siedlungen verbanden und z.B. Pestkranken pflegten.

Einsiedlertum

Auch im Westen gab es zu allen Zeiten Einsiedler und Inklusen (überwiegend Frauen), in Phasen intensiveren geistlichen Strebens und Bußbewegungen sogar eine regelrechte Begeisterung für das Eremiten-Ideal (z.B. um die erste Jahrtausendwende). Dies hat, wie angedeutet, immer wieder Orden inspiriert, neue Zweige (z.B. ab 1010 die Kamaldulenser als benediktinisch-eremitische Kongregation) sowie Gemeinschafts-Orden (z.B. die Karmeliten) hervorgebracht. Ab dem 16. Jh. schlossen sich Eremiten vermehrt zu Klausnervereinigungen zusammen. Als „Wüstenorte“ boten sich einsame Berggegenden, abgelegene Täler oder, wie dann auch in Russland, die endlosen Wälder an.

Heute führen im deutschen Sprachraum an die 100 Personen ein eremitisches Leben, davon etwa zwei Drittel Frauen, in ganz unterschiedlichen Formen – von der Traditionseinsiedelei mit kleiner Wallfahrt bis zur Hochhauswohnung in der Großstadtwüste.

Ordenspluralität in der Neuzeit

Seit der Frühen Neuzeit wächst die Pluralität an Gemeinschaften, die Kirche und Gesellschaft(en) mitgestalten und -prägen, nochmals beträchtlich. Johannes von Gott richtete 1539 in Granada sein erstes „Spital“ ein, woraus der Krankenpflegeorden der Barmherzigen Brüder (mit Augustinus-Regel) erwuchs. Zusätzlich zu den drei den Evangelischen Räten (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) legen sie das Gelübde der „Hospitalität“ ab. Speziell für am Antoniusfeuer Erkrankte war 1095 in Südostfrankreich bereits der Hospitalorden der Antoniter als Laienbruderschaft gegründet worden.

Als neue Form nach Anbruch von Renaissance und Humanismus verzichten die Priester-Gemeinschaften der Regularkleriker auf traditionelle Formen wie Ordenstracht oder gemeinsames Chorgebet. Die männlichen Mitglieder der Gesellschaft Jesu (Jesuiten, 1540 päpstlich anerkannt) und die weiblichen der Congregatio Jesu (1609, nach der Gründerin auch Maria-Ward-Schwestern genannt) legen als viertes Gelübde besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst in Bezug auf ihre Sendung ab. Durch straffe zentralistische Organisation und ihr enormes Engagement in Predigt, Seelsorge und Bildung auf allen Ebenen (bis hin zu einer Theater-Tradition) trugen sie maßgeblich zur Reform der "erschlafften" katholischen Kirche bei – in Aneignung und Ablehnung reformatorischer Anliegen (unglücklich als Gegenreformation bezeichnet). Teils gewannen sie so weitreichenden (auch politischen) Einfluss, dass sie verfolgt und zeitweise verboten wurden (päpstliche Aufhebung 1773-1814). Der Orden überlebte in nichtkatholischen Ländern wie Preußen und Russland, wo man v.a. ihre Schulen schätzte.

Auch in Polen waren die Jesuiten überaus „erfolgreich“, trugen aber durch manche Haltungen und Methoden auch zur Entfremdung von katholischer und orthodoxer Kirche bei. Welch bleibenden Eindruck ihr Auftreten gemacht hat bzw. welche Meinungen und Vorurteile damit verknüpft wurden, kann man bei F. M. Dostojewskij nachempfinden, der seine Figuren zuweilen „Jesuit“ als Schimpfwort verwenden lässt, in der Art: „Sie Jesuit, Sie Sirupseele, Sie Idiot …!“ (Der Idiot, Kap. X). In Die Brüder Karamasow (V 5) wird diskutiert: "Wir kennen die Jesuiten, es wird schlecht über sie gesprochen, trifft aber auf sie zu, was du da sagst? Sie sind ganz und gar nicht so, überhaupt nicht ... Sie sind einfach die römische Armee für das künftige irdische Weltreich, an dessen Spitze der römische Erzpriester als Imperator stehen soll ... Das ist ihr Ideal, ohne alle Geheimnisse und ohne allen erhabenen Kummer ... Es handelt sich um das einfachste Verlangen nach Macht, nach schmutzigen irdischen Gütern, nach Ausbeutung, nach einer neuen Art von Leibeigenschaft, wobei sie natürlich selbst die Gutsbesitzer werden möchten." Gerade nicht in Gutsbesitzer-Manier zeigten sich die Jesuiten in Paraguay; dort bestand von 1610 bis 1767 sogar ein "Jesuitenstaat" zum Schutz der bedrängten Urbevölkerung mit einem christlichen Sozialsystem. In Äthiopien konnten muslimische Eroberer im 16. Jh. mithilfe der Portugiesen zurückgedrängt werden. Deren Bekehrungsversuche aber stießen bei Volk und Kaiser auf Missbilligung. Die Anfang des 17 Jh. (auf Betreiben Ignatius) hinzugerufenen Jesuiten agierten zunächst gemäßigt und klug, als jedoch P. Alfonso Mendes die Leitung übernahm, wollte er die Äthiopier gewaltsam zum Katholizismus konvertieren, bestand auf Wiedertaufe orthodoxer Christen und erneute Weihe von Geistlichen und Kirchen. Ab 1630 wurden die Jesuiten vom äthiopischen Kaiser zurückgedrängt, mit dem Bann belegt und einige sogar getötet. Bis heute sind Groll und Misstrauen gegenüber der katholischen Kirche spürbar – wieder aufgerissen und verstärkt 1936 durch die Eroberung unter Mussolini mit grausamen Massakern und Konzentrationslagern – nach (tragischer) „Meinung“ vieler Äthiopier „mit päpstlichem Segen“.

An dieser Stelle soll nur kurz auf die Bedeutung der Orden bei der Missionierung der "Neuen Länder" im 1492 entdeckten Amerika und anderswo hingewiesen werden. Die im Ansatz redliche Christianisierung unter den amerikanischen Ureinwohnern – zuerst durch Franziskaner, Jesuiten und Dominikaner – und die anderen Kontinente war oft unselig verquickt mit wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen westeuropäischer Staaten. Manche Orden(sleute) setzten sich stark für die Rechte der Völker ein und stellten sich ausartender Barbarei entgegen, andere gaben sich geradezu als ausführende Organe der erobernden Konquistadoren und Fürsten.

In der Aufklärung wurden v.a. die kontemplativen Orden als "unnütz" kritisiert, obwohl einige Patres (z.B. der Benediktiner in Banz oder einige Jesuiten) zur Vorreitern aufklärerischen Denkens zählten. Die Säkularisation (Reichsdeputationshauptschluss 1803) führte auf deutschem Gebiet zur Enteignung und Aufhebung der meisten Klöster. Viele wurden wieder besiedelt sobald dies möglich war (Metten als erstes Benediktinerkloster 1830) und gelangten zu neuer Blüte im 19. Jh. In Österreich dagegen wurden die Orden nicht generell säkularisiert, aber nach aufklärerischen Gesichtspunkten stark reglementiert und vereinheitlich (Josephinismus).

Soziale Missstände in Krankenpflege, Volksbildung und Kinderfürsorge sowie kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen gaben immer wieder Anstoß zu kreativen Neuaufbrüchen des Ordenslebens und zur Gründung neuer Gemeinschaften: Klerikale und Laienkongregationen (z.B. Oratorianer 1575, Lazaristen/Vinzentiner 1625, Sulpizianer 1642, Salesianer 1859, Weiße Väter um 1870), sog. Gesellschaften des apostolischen Lebens (Vinzentinerinnen, Pallottiner/innen um 1840) und schließlich eine Vielzahl an Säkularinstituten (deren Mitglieder überwiegend nicht in Klöstern zusammenleben), meist mit "Versprechen", ohne öffentliche Gelübde. Die Tradition der laus perennis wurde in modifizierter Form durch die Frauenorden und -kongregationen der Ewigen Anbetung aufgenommen. Nach der Säkularisation griff eine breite Erneuerung des Ordenslebens Raum, verbunden mit der größten Gründungswelle der Ordensgeschichte (19. Jh.), in der v.a. zahlreiche große Frauen-Gemeinschaften entstanden (auch als Möglichkeit zu Bildung, gesellschaftlichem Aufstieg und Anerkennung), die häufig die Drittordensregel des hl. Franziskus oder die Regel der Vinzentinerinnen annahmen. Sie trugen enorm zum Ansehen der Kirche bis ins 20. Jh. bei. Evangelischerseits wurde dieses Anliegen u.a. durch die Diakonissenhäuser und die von Bodelschwinghschen Anstalten aufgegriffen, die jedoch nicht im eigentlichen Sinn zu den Orden zählen.

Gegen Züge einer heilsindividualistischen, asketisch-selbstzufriedenen oder auch juridischen Engführung der Ordenstheologie seit dem 19. Jh. betont das II. Vatikanum neu die Hinordnung der Ordensberufung auf die Gemeinschaft und die Sendung für die anderen, schließlich sind "alle Christgläubigen ... zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen" (LG 40). Um "reichere Frucht aus der Taufgnade empfangen zu können, will" der Ordenschrist "durch die Verpflichtung auf die evangelischen Räte in der Kirche von den Hindernissen, die ihn von der Glut der Liebe und der Vollkommenheit der Gottesverehrung zurückhalten könnten, frei werden und wird dem göttlichen Dienst inniger geweiht (LG 44). Nach wie vor eignet dem Ordensleben ein eschatologischer Zeichencharakter.

→ nach oben — Übersicht und Navigation

Martin Luther, selbst aufgrund eines (Privat-)„Gelübdes“ in Todesangst bei den Augustiner-Eremiten eingetreten, lehnt Ordensgelübde nicht grundsätzlich ab, betont aber in seiner (klassischen) Schrift De votis monasticis (1521, vor dem Hintergrund, dass immer mehr Ordensleute ihre Klöster unter dem Eindruck der reformatorischen Lehre verließen) die dazu notwendige Freiheit (gegen den lebenslang bindenden Charakter) und warnt vor jeglicher Werkgerechtigkeit. "Summa: Vota libera sunt, non damnata, tum temporaliter, tum perpetuo servabilia – die Gelübde sind frei, nicht verdammt, sie können sowohl zeitlich als auch ewig beobachtet werden" (These 141 in den Themata de votis, WA 8,335, 18f).

Den Reformatoren ging es v.a. um die Abschaffung von Missständen und einer verfehlten theologischen Überhöhung von Ordensstand bzw. -gelübden (etwa als eine Art „zweiter Taufe“ mit sündenvergebender Wirkung, vgl. Conf. Aug. 27), wie manche durchaus positive Aussagen zum Ordenswesen zeigen. Dennoch kam es in den evangelischen Regionen über kurz oder lang zum Erliegen des Ordenslebens im eigentlichen Sinn. Einzelne Frauenklöster wurden in weltliche Damenstifte (ohne Gelübde) umgewandelt. Einige Männerkonvente schlossen sich als Ganze der Reformation an, die Konventmitglieder wurden in der Regel evangelische Geistliche. Mancherorts bestehen lose, nicht im Kloster residierende „Konvente“ verschiedener Ausrichtungen bis heute fort. Die Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben hat sich 1993 zusammengeschlossen, um im ökumenischen Kontakt zu katholischen Zisterziensern die mittelalterliche Ordensspiritualität im Geist der lutherischen Reformation neu zu entdecken und für heute fruchtbar zu machen (z.B. Amelungsborn, Loccum, Doberan).

Nach Ansätzen im Pietismus (z.B. Speners sog. collegia pietatis 1670, Graf von Zinzendorfs Herrnhuter „Brüdergemeine“ 1727 oder Tersteegens klosterartige „Pilgerhütten“ 1730) entstanden die ersten Kommunitäten mit gemeinsamem Leben nach dem Zweiten Weltkrieg (in Traditionslinien vorreformatorischer Regeln), z.B.

  • die Evangelische Marienschwesternschaft mit einem Akzent auf Buße und Umkehr (nach Leid und Zerstörung des Zweiten Weltkriegs gegr. 1947) im Ruf zur kompromisslosen Nachfolge Jesu; seit 1967 mit der kleinen Gemeinschaft der Kanaan-Franziskusbrüder
  • die an den drei evangelischen Räten ausgerichtete Christusbruderschaft Selbitz (1949), aktuell ca. 100 Schwestern, 3 Brüder und eine sog. Tertiärgemeinschaft von über 100 verheirateten und alleinlebenden Personen
  • die Communität Casteller Ring im Geist der Benediktsregel einschließlich des Stundengebets (1950), ökumenisch verbunden mit der benachbarten Benediktinerabtei Münsterschwarzach
  • die Kommunität Imshausen (1955),
  • die Christusträger (1961)
  • die Kommunität Adelshofen (1962).

„Mittlerweile gibt es in fast allen evangelischen Kirchen und den meisten europäischen und amerikanischen Ländern Kommunitäten, so dass man von einem weltweiten ökumenischen Phänomen sprechen kann.“ (EKD-Votum Verbindlich leben, 7) Weitere Gemeinschaften wie die Michaelsbruderschaft haben sich ordensähnliche Regeln gegeben, leben aber im Alltag nicht zusammen.

Auch in der anglikanischen Kirche gibt es heute wieder zahlreiche Ordensgemeinschaften von Männern und Frauen, selbständige Abteien, Priorate und Konvente, oft benediktinisch oder franziskanisch ausgerichtet bzw. nach den ursprünglichen Regeln.

→ nach oben — Übersicht und Navigation

In der Communauté de Taizé (1940) leben ca. 100 Brüder aus verschiedenen Konfessionen und Nationen nach einer eigenen Regel. Ihre Gesänge adaptieren die ruminierend-wiederholende Schriftvers-Meditation der Wüstenväter und fanden weite Verbreitung durch die ökumenischen Jugendtreffen vor Ort im Burgund und die Jahrestreffen in einer Großstadt mit tausenden Teilnehmenden. Wie Taizé haben auch die Ökumenische Kommunität von Grandchamp/Schweiz (1940er, ca. 50 Schwestern nach Taizé-Regel) und die Jesus-Bruderschaft (1961) im Kloster Gnadenthal „evangelische Wurzeln“. Katholischen Ursprungs ist die monastische Gemeinschaft von Bose/Italien (1965/2000) mit ca. 85 Brüdern und Schwestern verschiedener Konfessionen. Sie legt besonderen Wert auf die Schriftlesung (lectio divina) und ist bekannt für ihre internationalen Konferenzen.

Einer der ganz frühen ökumenischen Protagonisten ist Paul Francis Wattson (1863-1940). Als Priester der anglikanischen Episkopalkirche der USA gründete er zusammen mit Schwester Lurana White 1899 in Graymoor, New York die „Congregatio Fratrum Adunationis Tertii Regularis Ordinis S. Francisci“ nach den Ordensregeln der Franziskaner. Die „Graymoor Friars“ traten 1909 zur römisch-katholischen Kirche über und mühten sich, nun als Zweig der franziskanischen Ordensfamilie, weiterhin um Sühne und Versöhnung, daher auch der Name Franciscan Friars of the Atonement bzw. Graymoor-Sisters. Paul Wattson ist zudem einer der maßgeblichen Initiatoren (1908) der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“, jährlich vom 18. Januar (Fest Kathedra Petri) bis 25. Januar (Fest der Bekehrung des hl. Apostels Paulus). Ursprünglich wurde in der sog. „Gebetsoktav“ um Rückkehr der verschiedenen christlichen Kirchen zur Einheit mit Rom gebetet (1916 durch Papst Benedikt XV. als für die ganze römisch-katholische Kirche verbindlich erklärt). In den 30/40er Jahren erkannte Abbé Paul Couturier in Lyon und andere, dass das Gebet für die Einheit gemeinsam mit Nicht-Katholiken gebetet werden müsste. Von diesen konnte aber kein Gebet um Rückkehr nach Rom verlangt werden. So wurde die Woche allgemein dem Gebet für die Einheit gewidmet „wann Christus sie will und mit welchen Mitteln er sie herbeizuführen gedenkt“ (1959 durch Papst Johannes XXIII. ratifiziert).

Viele der frühen Wegbereiter einer allmählichen Öffnung der katholischen Kirche für die Ökumenische Bewegung im 20. Jh. (der sie ja zunächst sehr ablehnend gegenüberstand) waren Ordensleute, z.B. der Jesuit Max Pribilla (1874–1956), der Dominikaner Yves Congar (1904–1995), der Benediktiner Thomas Sartory (1925–1982) und der Assumptionist George H. Tavard (1922–2007). Auch hier erwiesen sich die Orden einmal mehr als ein Seismograph für anstehende innerkirchliche Reformprozesse. Zahlreiche Ordensleute und Gemeinschaften suchten den Kontakt und Austausch mit Christen anderer Konfessionen oder mühten sich um ein tieferes Verständnis und Abbau von Vorurteilen (Einrichtung von Forschungsstellen, Bibliotheken etc.). Zur lebendigen Vermittlung ostkirchlicher Spiritualität feiern zwei katholische Benediktinerabteien, in Chevetogne und in Niederaltaich, Gottesdienste parallel im römischen und im byzantinischen Ritus.

Zwei junge Gemeinschaften integrieren in ihr Stundengebet traditionelle (Strktur-)Elemente, Hymnengut und Gesänge der Ostkirche: Die monastische Familie von Betlehem mit kartusianischer Lebensweise und die Gemeinschaften von Jerusalem mit einer Spiritualität der Wüste nach Charles de Foucauld in frequentierten altehrwürdigen Städtkirchen oder Wallfahrtsorten.

Die Kleinen Schwestern und Brüder vom Lamm wiederum verkündigen den Glauben franziskanisch-dominikanisch in radikaler Armut – entgegen dem Trend mit steigenden Neueintritten. Dies soll die stetige Dynamik des Ordenslebens andeuten; auch wenn die Mitgliedszahlen in Europa schwinden (wie generell in den Kirchen), entstehen hier und v.a. auch in anderen Kontinenten neue Klöster und Lebensformen.

Vom 13. bis 18. Juni 2019 fand bereits der 21. internationale, interkonfessionelle Ordenskongress (in Montserrat/Spanien) statt. Daran nahmen 51 Ordensleute lutherischer, reformierter, anglikanischer, orthodoxen, koptischen und katholischen Ordensgemeinschaften teil aus acht verschiedenen Ländern. "Anliegen des CIR ist es", so eine der Teilnehmerinnen, "dass sich Ordensleute der verschiedenen Traditionen und christlichen Konfessionen versammeln, um die Einheit zu feiern, die sie als Ordensleute [in gewisser Weise] schon haben, nach der sie aber auch noch weiter streben."

Mönchtum – ökumenische Brücke oder Bremsklotz?

Bei allen etwaigen Gefahren wie Übertreibung, Abschottung oder Radikalisierung, die in geistliche Sackgassen führen können, birgt das Mönchtum aufs Ganze gesehen ein großes ökumenisches Potenzial: Es gründet in der gemeinsamen Tradition des 1. Jahrtausends, in Gebet und Umkehr, im Streben nach Gottes Willen und Heiligkeit, nach vollkommener Liebe und Vergöttlichung im Heiligen Geist. Daher reicht es sowohl zeitlich vor die Kirchenspaltungen zurück als auch geistlich in eine pneumatische Dimension der unio – alle Heiligkeit kommt von Gott und zu wahrer Einheit verbindet Sein Geist – jenseits aller Konfessionsgrenzen. Eben dieses Streben nach „einem reinen Leben gemäß dem Evangelium“, nach der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Wort und dem Geist sowie nach gegenseitiger Geschwisterlichkeit, also die „Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit des Lebens ... in Verbindung mit dem privaten und öffentlichen Gebet für die Einheit der Christen [ist] als die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung anzusehen“ (II. Vatikanum, UR 7f.).

Evangelische Gemeinschaften sind, so kann man wohl sagen, grundsätzlich offen oder dezidiert ökumenisch ausgerichtet, knüpfen sie doch meist ganz bewusst an die gemeinsame vorreformatorische Tradition an. Ähnliches gilt für viele katholische Orden und Klöster, auch wenn es bei der großen Anzahl auch „erzkatholische“ Ansichten gibt, die eher nicht katholikós im Wortsinn von ‚allumfassend‘ sind (etwa in Regionen angespannten national-konfessionellen Nebeneinanders wie Kroatien). Vielfach bremst ein Übermaß an Aufgaben zusammen mit der allgemeinen „Ökumenemüdigkeit“ (hoffentlich in der Art einer Siesta und nicht der Nachtruhe) oder gar eine gewisse Selbstgenügsamkeit und Desinteresse ein zusätzliches Engagement. In den Ostkirchen, die nach der Wende vor zusätzlichen Herausforderungen stehen, begegnen uns ökumenisch offene und engagierte Mönche und Gemeinschaften, besonders in Kontexten guten christlichen Miteinanders, aber auch eine große Skepsis bis hin zur Ansicht, der „Ökumenismus“ sei „Häresie“. Sie wird von einer Minderheit, aber medial lautstark verbreitet (nach einer Phase ökumenischer Annäherung). Die Beweggründe hierfür wie auch die als Potential genannten Felder müssen in geschwisterlicher Liebe und Ehrlichkeit tiefer betrachtet werden. Inwieweit steht etwa hinter den Vorbehalten berechtigte Kritik, die zu Selbsterkenntnis und wahrhaftigerer Gemeinschaft führen kann?

Viele Menschen suchen gerade in Klöstern Zugänge zur geistlichen Welt und Authentizität, nicht zuletzt um am Umgang der Mönche mit der menschlichen Fragmentarität den eigenen fragmentarischen Alltag besser leben und auf Gott ausrichten zu könnne. Daher wird in Fortfürhung der dargestellten Linien auch zu fragen sein, welche speziellen Auf-Gaben sich dem Mönchtum aus seiner Geschichte gerade angesichts der aktuellen Zeitzeichen und Herausforderungen (für alle Konfessionen, insofern weisen sie auch Einigungspotential auf) stellen und wie es seine Charismen einbringen kann für eine gottbegeisterte Zukunft.

Denn berührt von der Liebe Gottes (1 Joh 4,10), der sich für die Menschen hingegeben hat, antworten Gottsuchende auf dem monastischen und klösterlichen Weg seit jeher mit ihrer sehnsüchtigen Hingabe – dies ist die tiefste Quelle des Mönchtums: es ist Re-aktion auf Gottes Barmherzigkeit im Verlangen, seinem Frieden im Heiligen Geist sowie dem Streben nach Einheit mit Gott, sich selbst und allen Mitgeschöpfen Raum und bewährte Form zu geben. Dieses Streben nach Einheit in Vielfalt macht offen für den (ganz) Anderen und so auch ökumenisch sensibel. Nicht zuletzt hierin gründet die aktuelle (auch mediale) Faszination von Klöstern, die durch ihre Angebote – Seelsorge, geistliche Begleitung, Gastfreundschaft, Erwachsenenbildung, Veröffentlichungen v.a. zu gelebter Spiritualität etc. –, getragen von und eingebettet in die Feier des Gotteslobs in Kirche und Gesellschaft ausstrahlen. Gerade im Versuch einer radikalen Ausrichtung aller persönlichen und gemeinschaftlichen Lebensbereiche auf Gott und das Seelenheil steht das Mönchtum von seinen Ursprüngen her in der spannungsgeladenen Polarität zwischen eschatologisch-paradiesischer Weltüberwindung und inkarnatorischer Verchristlichung der Welt.

„Das geweihte Leben, das in der gemeinsamen Tradtition der ungeteilten Kirche verwurzelt ist, hat zweifellos eine besondere Berufung zur Förderung der Einheit. Etablierte Kloster- und Ordensgemeinschaften wie auch neue Gemeinschaften und kirchliche Bewegungen können privilegierte Orte der ökumenischen Gastfreundschaft, des Gebets für die Einheit und des Austauschs von Gaben unter den Christen sein“ (Der Bischof und die Einheit der Christen. Ein ökumenisches Vademecum des Päpstlichen Einheitsrats vom 4.12.2020, Nr. 23).

→ nach oben — Übersicht und Navigation