Die Lesung der Heiligen Schrift hat in den Klöstern eine eigene spirituelle Form angenommen, die man als Lectio Divina (Geistliche Schriftlesung) bezeichnet. Im Abendland wurde sie v.a. in monastischen Kreisen der Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser entwickelt und erprobt. Sie steht keineswegs im Gegensatz zu einem reflektierten Erschließen des Literalsinns (Text- bzw. "Buchstabensinn"), sondern schließt diesen ein. Ihr Grundprinzip ist die immer neue Vertiefung in Gottes Wort, um es sich anzueignen, sich an ihm zu erfreuen, um Kraft zu schöpfen und das eigene Leben mit allen Brüchen und Nöten mit ihm in Verbindung zu bringen. Die Lectio Divina ist daher in einer Umgebung besonders fruchtbar, in der die Meditation der Schrift (der Begriff meditare kommt ursprünglich aus diesem Kontext!) von Liturgie, Stille und Gemeinschaft begleitet wird.
Dafür bietet sich insbesondere der Römerbrief des hl. Apostels Paulus an. In diesem umfangreichsten seiner Briefe entfaltet er nicht nur seine Rechtfertigungs- und Versöhnungslehre. Sondern er legt auf ihrer Grundlage dar, wie der einzelne sterbliche Mensch in das Christusgeschehen einbezogen wird und was ein Leben „in Christus“ und „im Geist“ bedeutet. Damit weist der Text des Briefes selbst über sich hinaus in Erfahrungsräume persönlichen und gemeinschaftlichen Betens, Lebens und Handelns – letztlich in mystische und sakramentale Dimensionen.
Diese Passagen des Römerbriefes bilden die Grundlage für das Seminar. Es umfasst sowohl eine Einführung in die Lectio Divina als auch die gemeinsame Arbeit am Text des Römerbriefes. In den inhaltlichen Einheiten des Kurses (ca. 4 Std. am Tag, damit auch Zeit zur persönlichen Reflexion bleibt) wollen wir die Ausführungen des Apostels sowohl exegetisch als auch spirituell erschließen. Der besondere Akzent besteht darin, dass wir den für die evangelische Theologie zentralen Römerbrief in einem katholischen Kloster mit Bezug auf die ostkirchliche Tradition bedenken und seine Impulse in die Feier der Gottesdienste mitnehmen.
Zwei Impulse wollen wir besonders aufnehmen:
1. Wir sind mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden (Röm 6,8)
In den Gottesdiensten der Großen Fastenzeit bereiten wir uns auf die Kar- und Ostertage vor. Wir feiern, dass Christus „für uns gestorben“ ist. Aber was heißt das eigentlich und was hat dieses Geschehen mit uns zu tun? Paulus hat im Römerbrief das Geheimnis von Kreuz und Auferstehung tief durchdacht: Als Glaubende und Getaufte sind wir nämlich in das Geschehen einbezogen.
2. Der Geist selbst tritt für uns ein (Röm 8,26)
Beten hat für den Apostel grundlegend mit dem Heiligen Geist zu tun, der in uns wohnt. Paulus zufolge haben wir den Geist der Sohnschaft empfangen und rufen Gott im Geist als Vater an. Die Liturgie eröffnet einen Raum, in dem solche Gebetserfahrungen möglich sind, in dem aber auch Erfahrung von Not und Leere ihren Platz haben. Denn nach Paulus hilft der Geist gerade unserer Schwachheit auf. Und wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen, tritt er für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.
Auch für andere Fragen und Interessen rund um den Römerbrief, die Geistliche Schriftlesung und die Liturgie der Fastenzeit bleibt genug Raum.
Einzelzimmer mit Nasszelle: € 596,-
Doppelzimmer mit Nasszelle: € 556,-
Preise pro Person für Unterbringung inkl. Vollpension von Dienstag Abendessen bis Samstag Mittagessen sowie Kursgebühr.
Diese Veranstaltung wird gefördert von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Passau e.V.






