Am Freitag vor Pfingsten, dem 6. Juni 2025, wurden die beiden Preise der Katholischen Akademie in Bayern und der Abtei Niederaltaich, die ein besonderes ökumenisches Engagement würdigen, gemeinsam an den Ökumenischen Patriarchen, Seine Allheiligkeit Bartholomäus I. von Konstantinopel verliehen, dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirchen weltweit.
Programm des gemeinsamen Festakts in der Katholischen Akademie zu München
Most Holy Mother of God (Arvo Pärt, *1935)
Begrüßung
Dr. Achim Budde, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern
Abt Dr. Marianus Bieber OSB von Niederaltaich
Grußwort
Dr. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien
Memento (Arvo Pärt)
Laudatio
Bischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ (ÖRK)
Verleihung des Ökumenischen Preises
und des Abt-Emmanuel-Heufelder-Preises 2025
an
Seine Allheiligkeit, den Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,
und Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I.
Surge amica mea (Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594)
Dankesrede
Seine Allheiligkeit der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I.
Da pacem Domine (Arvo Pärt); alle Musikstücke dargeboten vom Vokalsolistenensemble Singer Pur
Schlusswort
Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising
In der Preisbegründung heißt es u.a. „Bartholomäus I. zählt innerhalb der Orthodoxie zu den engagiertesten Verfechtern einer echten ökumenischen Zusammenarbeit. Antiwestliche oder antiökumenische Ressentiments sind ihm fremd. Eine solche Präsenz der Orthodoxie in der Welt-Ökumene bereichert auch die innerwestliche Ökumene“. Die hervorragenden Beziehungen, die der „grüne Patriarch“ zu Papst Franziskus pflegte und die in mehreren Begegnungen und gemeinsamen Verlautbarungen ihren Ausdruck fanden, setzt er mit Papst Leo XIV. nahtlos fort.
In seiner Dankesrede betonte Patriarch Bartholomäus auch in Bezug auf das Konzilsjubiläum von Nizäa (325) "die Bedeutung des Kampfes gegen die Entstellungen unseres Glaubens und hält uns dazu an, aus der Tiefe der Überlieferung der Kirche Inspiration und Mut zu schöpfen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Papst Leo XIV., Ende nächsten Novembers in Nizäa das große Ereignis zu feiern." Nie habe das Ökumenische Patriarchat eine "geschlossene Orthodoxie" vertreten. Es sei "eine Kirche der Treue und der Offenheit, zugleich ursprungsbezogen und zeitgenössisch." Zum gemeinsamen Ziel einer endgültigen „Wiederherstellung der Einheit im wahren Glauben und in der wahren Liebe“ (Gr. Konzil von Kreta 2016) führten weder eine „Kuschel-Ökumene“ (Walter Kardinal Kasper) noch der „theologische Minimalismus, sondern der echte und aufrichtige theologische Dialog, der im gegenseitigen Vertrauen gründet“ und bei dem es letztlich keine Verlierer gebe. Ein solcher Dialog könne auch wichtige Beiträge zum Frieden in der Welt leisten. "Das Öl der religiösen Erfahrung muss verwendet werden, um Wunden zu heilen, anstatt das Feuer kriegerischer Auseinandersetzungen neu zu entfachen" (Βοtschaft des Konzils von Kreta 2016, § 4). Gemäß Erzbischof Stylianos Harkianakis von Australien sei der ökumenische Dialog „die heiligste Form des Gebets“.
Nachdem Patriarch Bartholomäus einmal mehr betont hat, dass die Antwort auf die existentiellen, moralischen und ökologischen Probleme des Menschen und auf die Frage nach dem bleibenden Sinn seines Lebens und der Welt nicht ohne einen geistlichen Zugang gegeben werden kann, erläuterte er insbesondere die "Auferstehung und Solidarität" als "die zwei Grunddimensionen der christlichen befreiten Freiheit" in unzertrennlicher Einheit des Glaubens an Gott und der Liebe zum Mitmenschen: "Wo immer Christen aus der Tiefe ihres Glaubens schöpfen und angesichts der Zeichen der Zeit Zeugnis geben von unserem Glauben, von der Hoffnung und der Liebe, leuchtet das «gemeinsam Christliche» auf. Ein wertvoller Beitrag der ... ökumenischen Verständigung ist es, dass sie unsere Augen eröffnet hat für die gemeinsamen unverrückbaren geistlichen Fundamente und Werte und für die Notwendigkeit des unteilbaren christlichen Zeugnisses von der Auferstehung und der Solidarität in der Welt. «Theologisch-dialogische Ökumene» und «Ökumene der Solidarität» sind das Zeichen unserer gnadenhaften ... «gemeinsamen Freiheit»".
Die Abtei Niederaltaich verleiht den Preis zum 13. Mal im Gedenken an ihren 1982 verstorbenen Abt Emmanuel Maria Heufelder. Der Preis wurde der Abtei und ihrem Ökumenischen Institut in Form einer Stiftung von privater Seite anvertraut zur Würdigung von Einrichtungen und Personen, die sich in besonderer Weise für die ökumenische Verständigung und Annäherung zwischen der katholischen Kirche und den Ostkirchen engagieren.
Der Abt-Emmanuel-Heufelder-Preis wurde von dem rheinischen Rechtsanwalt Hanns Gierlichs (1907-1993) in Dankbarkeit gegenüber seinen konfessionsverschiedenen Eltern gestiftet. Emmanuel Heufelder (1898-1982), an dessen ökumenische Pionierleistung Rechtsanwalt Gierlichs durch die Namensgebung des von ihm gestifteten Preises erinnern wollte, leitete von 1934 bis 1968 (zunächst als Prior, seit 1949 als Abt) die Benediktinerabtei Niederaltaich. Er gab dem Kloster die ökumenische Ausrichtung, die besonders vom Miteinander zweier kirchlicher Traditionen mit ihren Gottesdiensten im römischen und byzantinischen Ritus geprägt ist.