Der byzantinischen St.-Nikolaus-Kirche vorgebaut ist der Exo-Narthex (äußere Vorhalle). Er stimmt gewissermaßen ein auf den Heiligen Raum, auf die Begegnung mit dem Heiligen im Gotteshaus. Zugleich "zeigt sich" durch die hier vollzogenen liturgischen Gebete sowie durch die Wandmalereien das in der Kirche vergegenwärtigend gefeierte Heilsmysterium nach außen - in "die Welt". 

Somit kündet beim Betreten und Betrachten bereits der Exonarthex als Eingangsbereich zur Kirche vom Eingehen und Hineingenommensein in das Heil, das den Menschen von Gott bereitet ist. Unversehens findet man sich in einer sakralen Atmosphäre. Dies wirkt – manchmal fast unmerklich, fein – auf den Menschen. Die Stimmung stimmt die Seele, bereitet sie für eine tiefere Begegnung mit Gott und den Mitmenschen in seinem Licht.

Das alles überspannende, tiefblaue Tonnengewölbe mit den golden leuchtenden Sternen über den Kirchentüren zeigt den Himmel an, der hier der Erde „ganz nah“ kommt – nicht den astronomischen, sondern den „geistigen Ort“ Gottes. Es ist nicht das Blau der Stratosphäre, sondern ein dunkles Nachtblau (auch als Ikonenhintergrund verwendet), das auf eine geistige Erfahrung verweist: Gott nähert man sich auch mit den menschlichen Sinnen, geht dann aber „über sie hinaus“. Auf dem Weg zum Transzendenten gilt es gemäß den Vätern der Mystik (wie Dionysios Areopagites), die Sinnenwelt zu transzendieren, sich nach innen zu wenden, damit im Dunkel das überirdische Licht Gottes aufstrahlen kann.
 

Christus Pantokrator (der Allherrscher) sitzt erhaben als Weltenrichter und König der Könige auf einem kostbar geschmückten Thron, gekleidet in Gold zeitloser Ewigkeit. Der Auferstandene, der in der Herrlichkeit des neuen Lebens wandelt, ist zugleich der auf Erden für die Menschen Gekreuzigte, wie das in seinen Heiligenschein eingeschriebene Kreuz zeigt. Die Buchstaben O WN / ὁ ὤν (ho ōn) bezeichnen den von Gott selbst geoffenbarten Gottesnamen: „(Ich bin) der Seiende!“ (Ex 3,14, LXX) Dies verdeutlicht die Wesenseinheit Gottvaters mit dem Sohn (vgl. z.B. Joh 14,9). Mit seiner Rechten segnet er. Mit der Linken zeigt er, der selbst das Wort des Vaters ist, sein Evangelium, den Betrachter gewissermaßen ansprechend: „Kommt alle zu mir ... Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28). Durch all dies – sein Wort, die frontale Zugewandtheit, die Augen, den Segen ... – tritt Christus in Beziehung zum Betrachter.

Zu Christi Rechten steht seine Mutter, die Allheilige Gottesgebärerin Maria, links der heilige Prophet, Vorläufer und Täufer Johannes. Diese beiden größten aller Menschen (vgl. z.B. Mt 11,11) neigen sich demütig zu Christus und erheben ihre Hände fürbittend für die ganze Welt.

Erweitert ist dieses alte, im Kern dreifigurige Motiv um die beiden Klosterpatrone, den hl. Soldaten-Märtyrer Mauritius und den hl. Bischof Nikolaus, sowie zwei Engel mit Botenstab. Ein Bild des geistlichen Orts-Gefüges: Die Bruderschaft weiß sich mitsamt allen Gästen und Pilgern in der Gegenwart Christi und in Gemeinschaft mit allen Betenden sowie mit allen Vollendeten im Reich Gottes, besonders mit den Ortspatronen, die für das Kloster eintreten.

Das ebenfalls frühchristliche Motiv oben im Bogen wird Hetoimasia genannt: der für die Wiederkunft Christi und das Weltgericht bereitete Thron mit Evangelienbuch und Heilig-Geist-Taube.
 

Der Hymnos Akathistos zur Allheiligen Gottesgebärerin wurde gewürdigt als ältestes, kunstvollstes, tiefstes, ja großartigstes und zugleich beliebtestes Marienlob. Die 24 Strophen der byzantinischen Dichtung (7. Jh.?) nennt man auch Stanzen. Die Strophen 1–12 besingen die Ereignisse von der Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria bis zur Darstellung Jesu im Tempel, weitgehend gemäß dem Hl. Evangelium nach Lukas. In der zweiten Hymnenhälfte (13–24) wird die heilsgeschichtliche Bedeutung der Menschwerdung Gottes aus Maria, das Wunder der Neu-Schöpfung gemäß seiner unermesslichen Barmherzigkeit und Weisheit, theologisch meditiert.

Aufgrund der engen Verbindung der Liturgie mit Kirchendichtung und -musik, Architektur und Sakralbild werden die Stanzen seit dem 13. Jh. auch in Freskenzyklen sowie auf Ikonen dargestellt. Neben dem Lukas-Evangelium rezipierte die Ikonographie auch anderer Traditionen, z.B. das (apokryphe Proto-)Evangelium des Jakobus (Mitte 2. Jh.). Die Niederaltaicher Wandbilder konzipierte die Ikonenmalerin Elisabth Rieder in Anlehnung an die ältesten Vorlagen (etwa in Dečani, Matejča, Markov-Manastir, Ohrid; 14. Jh. im Kosovo/Mazedonien).